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DOI: 10.1055/s-0031-1278083
Erstbeschreibung und Phänotypisierung eines Mammakarzinoms mit hereditärer BRCA1- und CHEK2- Mutation
Zielsetzung:
Etwa 5–10% der Mammakarzinome treten familiär gehäuft auf. Davon sind rund 50% durch Mutationen in den hochpenetranten Genen BRCA1 oder BRCA2 bedingt mit einem lebenslangen Mamma- bzw. Ovarialkarzinomrisko von 80% bzw. 40%. In rund 3% liegen Mutationen in dem moderat-penetranten Risikogen CHEK2 vor mit einem lebenslangen Mammakarzinomrisko von 30–40%. BRCA1- assoziierte Mammakarzinome sind signifikant häufiger triple negativ, G3 und medullär als sporadische und BRCA2 Tumoren. Dagegen sind CHEK2- assoziierte Mammakarzinome häufiger ER-positiv.
Wir konnten erstmals eine Patientin mit einer BRCA1- und CHEK2- Mutation identifizieren, deren Phänotyp wir hier charakterisieren.
Methoden:
Es wurde eine Mutationsanalyse durchgeführt, die Familienanamnese, das Erkrankungsalter und die Histopathologie analysiert und die Daten mit der Datenbank des Dt. Konsortiums abgeglichen.
Ergebnisse:
In der beobachteten Risikofamilie traten 4 prämenopausale und 2 postmenopausale Mammakarzinome auf. Die molekulargenetische Diagnostik ergab eine pathogene BRCA1 (IVS18–2delA, p.1731X, DelEx19) sowie CHEK2- Mutation (1100delC) bei der Indexpatientin, die im Alter von 50 Jahren erkrankte. Klinisch zeigte sich ein multizentrisches, nodalpositives Mammakarzinom. Die Stanzbiopsie ergab ein invasiv duktales G2 Karzinom, ER IRS 12, PR IRS 6, HER2neu 3+.
Zusammenfassung:
Dies ist der erste publizierte Fall weltweit mit einer doppelten BRCA1- und CHEK2- Mutation. Interessanterweise führen die Mutationen in beiden Risikogenen nicht zu einem früheren Erkrankungsalter. Die ungewöhnliche Histologie deutet jedoch auf eine modifizierende Wirkung der CHEK2- Mutation auf den histopathologischen BRCA1-Phänotyp hin. In Zusammenschau mit den neusten Ergebnissen zu weiteren niedrig-pentranten modifizierenden Genvarianten deuten unsere Befunde darauf hin, dass nicht nur die Erkrankungswahrscheinlichkeit sondern auch der histologische Subtyp bereits in der Keimbahn determiniert sind.