Senologie - Zeitschrift für Mammadiagnostik und -therapie 2011; 8 - A72
DOI: 10.1055/s-0031-1278074

Kasuistik: Nekrotisierende Mastitis nonpuerpueralis

S Hartmann 1, B Gerber 1
  • 1Universität Rostock, Frauenklinik, Rostock, Deutschland

Fallbeschreibung einer nekrotisierenden Mastitis nonpuerpueralis und Literaturrecherche via Medline (Schlüsselwörter: breast, necrotizing, mastitis, infection) zu diesem seltenen Krankheitsbild.

Die stationäre Aufnahme der 53-jährigen multimorbiden Patientin (terminale Niereninsuffizienz, Adipositas permagna, Diabetes mellitus Typ 2, Hypertonus, COPD, beginnende kardiale Dekompensation bei TAA) erfolgte am 30.11.2010 mit einer die gesamte rechte Mamma einnehmenden indolenten Rötung und Schwellung. Mediozentral zeigte sich im Hautbereich eine ca. 10cm große Epidermolyse mit Nekrose sowie eine ca. 2cm große Ulzeration nach Spontanperforation eines Abszesses (Temperatur: 37,4°C, CRP: 395mg/l, Leukozyten 12,8 Gpt/l). Mamma-PE vom 03.12.2010: nekrotisierende Vaskulitis, kein Anhalt für Malignität. Wundabstrich: Actinomyces naeslundii (reichlich). Es erfolgten eine iv-Antibiose mit Ampicillin und Sulbactam, eine Nekrektomie und die lokale Wundbehandlung mit Polyhexamidspülung, hydrophobem Salbentüll, silberhaltigem Hydrofiberverband und Hydrokolloidverband. Am 17.12.2010 konnte die Patientin bei deutlich rückläufigem Lokalbefund nekrosenfrei unter Fortführung der lokalen Wundpflege und oraler Antibiose bei relativem Wohlbefinden in die Häuslichkeit entlassen werden (Temperatur 36,8°C CRP 10mg/l, Leukozyten 7,8 Gpt/l). Nachstationäre Kontrollen am 11.01. + 08.02.2011 zeigten eine weitere Befundregredienz.

Die nekrotisierende Mastitis ist ein äußerst seltenes Krankheitsbild mit lediglich 4 publizierten Kasuistiken. Wesentliche Risikofaktoren sind Diabetes mellitus, Gefäßerkrankungen und Immunsuppression. Entscheidend zur Vermeidung systemischer Komplikationen (Schock, Multiorganversagen) sind der frühzeitige Beginn einer Breitspektrumantibiose bei in der Regel polymikrobieller Ätiologie und eine großzügige Nekrosenabtragung. Die Mortalität nekrotisierender Weichteilinfektionen wird mit 34% angegeben.

Zusammenfassend erfordert das äußerst seltene Krankheitsbild einer nekrotisierenden Mastitis eine frühzeitige konsequente Antibiose und Nekrektomie, um schwerwiegende Komplikationen zu vermeiden.