Senologie - Zeitschrift für Mammadiagnostik und -therapie 2011; 8 - A50
DOI: 10.1055/s-0031-1278052

Lymphoepitheliale Karzinome als seltene Entität in der Mamma. Bericht über zwei Fälle mit Aspekten zur Epidemiologie, klinischen Manifestation, Histopathologie (einschließlich molekularpathologischer Virusdiagnostik) und zur Literatur

K Friedrich 1, A Forberger 1, A Petzold 2, A Werner 3, G Baretton 1
  • 1Universitätsklinikum Dresden, Institut für Pathologie, Dresden, Deutschland
  • 2Universitätsklinikum Dresden, Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Dresden, Deutschland
  • 3Evangelisches Diakonissenkrankenhau, Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe, Dresden, Deutschland

Hintergrund und Zielsetzung:

Lymphoepitheliale Karzinome sind undifferenzierte Karzinome mit prominenter lymphozytärer Infiltration und stellen in der Mamma Raritäten dar. Im Naso-Pharynx -Bereich sind derartige Karzinome häufiger und mit einer Ebstein-Barr-Virusinfektion (EBV) assoziiert. Wir berichten über Klinik, Histopathologie und molekularpathologische Virusdiagnostik bei zwei lymphoepithelialen Mammakarzinomen.

Klinik: Bei der 69-Jahre alten Patientin fiel ein Knoten in der linken Brust auf. Bei der 45-Jahre alten Patientin wurde bei vergrößerten axillären Lymphknoten ein Mamma-MRT mit Nachweis eines 8mm großen Herdes durchgeführt. Beide Patientinnen wurden brusterhaltend operiert, erhielten eine adjuvante Chemotherapie sowie eine Radiatio.

Methoden: Die immunhistologischen Untersuchungen erfolgten mit Antikörpern gegen lymphozytäre und epitheliale Antigene sowie gegen den Östrogen-, Progesteronrezeptor und das HER-2/neu-Protein. Es wurden PCR-Untersuchungen zum HPV-Nachweis (HPV Type 3.5 LCD Array Kit) und eine Multiplex PCR für HSV1, HSV2, EBV, CMV, und HHV6 durchgeführt.

Ergebnisse: Durch die Histomorphologie und die immunhistologischen Untersuchungen wurden beide Neoplasien als lymphoepitheliale Karzinome klassifiziert. Es handelte sich um ein 18mm großes Karzinom mit einer axillären Lymphknotenmetastase und um ein 8mm großes Karzinom mit 4 axillären Lymphknotenmetastasen. Die Expression der Hormonrezeptoren fehlte weitgehend, der HER-2/neu-Status war negativ. Die molekularpathologischen Untersuchungen wiesen keine virale Infektion nach. Im Gegensatz zu lymphoepithelialen Karzinomen anderer Lokalisation ist in derartigen Karzinomen der Mamma bisher keine Assoziation zu einer EBV-Infektion beschrieben.

Zusammenfassung: Lymphoepitheliale Karzinome der Mamma müssen differenzialdiagnostisch von malignen Lymphomen sowie von medullären Mammakarzinomen abgegrenzt werden. In der Literatur sind bisher nicht mehr als 25 lymphoepitheliale Karzinome der Mamma beschrieben. Prognoseeinschätzung und Therapieplanung dieser Tumoren sind deshalb schwierig.