Senologie - Zeitschrift für Mammadiagnostik und -therapie 2011; 8 - A42
DOI: 10.1055/s-0031-1278044

Familiäres Mamma- und Ovarialkarzinom: Häufigkeit pathogener Mutationen und Unklassifizierter Varianten in den Genen BRCA1, BRCA2 und RAD51C

UEA Faust 1, AS Söhn 1, HP Nguyen 1, C Courage 1, I Gruber 2, M Hahn 2, U Grasshoff 1, K Grundmann 1, A Riess 1, M Kehrer 1, J Lemke 2, D Wallwiener 2, O Riess 1, P Bauer 1
  • 1Institut für Humangenetik, Medizinische Genetik, Tübingen, Deutschland
  • 2Universitäts-Frauenklinik, Tübingen, Deutschland

Zielsetzung:

Seit Juli 2009 wird in Tübingen eine genetische Testung der Risikogene BRCA1 und BRCA2 durchgeführt. BRCA1/2 negative Patienten, in deren Familien sowohl Brustkrebs als auch Eierstockkrebs auftreten, werden zudem seit Juni 2010 auf Veränderungen im RAD51C-Gen getestet. Eine Zwischenbilanz dieser genetischen Analysen verfolgte das Ziel, Detektionsraten für pathogene Mutationen und Unklassifizierte Varianten (UV) in den drei genannten Genen im untersuchten Patientenkollektiv angeben zu können. Weiterhin werden alle begleitenden Varianten dokumentiert, um auch zur Einschätzung von UVs weitere Evidenz beizutragen.

Material und Methoden: Insgesamt 214 Patienten, welche die Einschlusskriterien erfüllten, wurden hinsichtlich einer Mutation im BRCA1-, BRCA2- bzw. RAD51C-Gen untersucht. Das Screening erfolgte mittels direkter Sequenzierung aller kodierenden Bereiche der Gene BRCA1, BRCA2 und RAD51C einschließlich der angrenzenden intronischen Sequenzen. Zusätzlich erfolgte für diese drei Gene eine Gendosisanalyse mittels MLPA.

Ergebnisse: In unserem Patientenkollektiv wurden bei 31 Indexpatienten pathogene Mutationen identifiziert, was einer Gesamtdetektionsrate von 14,4% entspricht. Davon fanden sich 17 (7,9%) im BRCA1-Gen und 14 (6,5%) im BRCA2-Gen. Darüber hinaus wurden insgesamt 39 (18,2%) UVs nachgewiesen, davon 13 im BRCA1-Gen (6,1%) und 26 im BRCA2-Gen (12,1%). Bei keinem der 13 BRCA1/2-negativen Indexpatienten mit familiärem Mamma- und Ovarialkarzinom konnten pathogene RAD51C-Mutationen identifiziert werden.

Zusammenfassung: 214 Patienten wurden stufendiagnostisch im BRCA1-, BRCA2- und RAD51C-Gen untersucht. Die Mutationsdetektionsrate für die Hochrisikogene BRCA1 und BRCA2 lag bei 14,5%. Im RAD51C-Gen konnten keine Veränderungen gefunden werden. Einige UVs der BIC-Datenbank befunden wir als wahrscheinlich gutartige Veränderungen, weil unsere Beobachtungen einen Hochrisiko-Zusammenhang zum erblichen Brust- und Ovarialkrebs praktisch ausschließen.