Senologie - Zeitschrift für Mammadiagnostik und -therapie 2011; 8 - A26
DOI: 10.1055/s-0031-1278028

Rekonstruktionsmöglichkeiten von Thoraxwand- und Weichteildefekten bei infiltrativ wachsenden Mammacarcinomem: Fallbeispiele anhand „aussichtsloser„ Extrembefunde

V Crnogorac 1, NK Dohse 1, M Atila 1, D Hebebrand 1
  • 1Klinik für Plastisch-Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie, Handchirurgie, Diakoniekrankenhaus Rothenburg (Wümme) gGmbH, Deutschland

Auch heutzutage kommt es noch trotz einer flächendeckenden hausärztlichen Versorgung zu einer verspäteten Vorstellung von Patientinnen und somit verzögerten Diagnostik exulzerierender Mammakarzinome. Die notwendigen operativen Interventionen fordern oft das gesamte plastisch-chirurgische Repertoire.

So werden zur Brustrekonstruktion bei Mammacarcinomen Eigengewebe sowie Fremdgewebe regelhaft im Rahmen eines simultanen Sofort- als auch sekundären Wiederaufbaus angewandt. Diese vielfältigen etablierten Rekonstruktionsverfahren des freien oder gestielten Gewebetransfers erlauben es dem Plastischen Chirurgen, das Anwendungsspektrum auch auf fortgeschrittene fast hoffnungslos erscheinende Extremfälle auszuweiten. Durch die frühzeitige Wiederherstellung des äußeren Erscheinungsbildes und Vermeidung einer primär palliative Chemotherapie zur Volumenreduktion können das Selbstwertgefühl der betroffenen Patientinnen erheblich gesteigert und die Lebensqualität wesentlich verbessert werden.

Bei Aufnahme der Patientinnen zeigten sich jeweils ausgeprägte Befunde exulzerierender, thoraxwandinfiltrierender (bis 35×30cm) messender Mammacarcinome im fortgeschrittener Stadien. Aufgrund der Größe und des verjauchenden Gestankes der Tumoren zogen sich die Patientinnen z.T. seit Jahren aus dem Gesellschaftsleben vollständig zurück.

In einigen Fällen breitete sich der jeweilige Tumor über beide Thoraxwandhälften aus und infiltrierte knöcherne Thoraxwand, Sternum und Lunge.

Aufgrund der z.T. hohen Comorbidität und prognostisch ungünstiger axillären Lymphknotenmetastasen erfolgte im Ersteingriff zunächst die Tumorresektion und Axilladissektion unter temporärer Wiederherstellung der Weichteilkontinuität der Thoraxwand durch temporär alloplastische Weichteildeckung oder großflächige lokale Dehnungslappenplastiken. Bei vorliegender definitiver histologischer Beurteilung wurden in Folgeingriffen partielle Thoraxwandresektionen, Lungenteilresektionen zum Erreichen einer R0-Situation notwendig. Die plastische Rekonstruktion des Weichteilmantels und die Deckung der Lungenlappen sowie des Herzbeutels wurde mittels lokal gestielten erweiterten latissimus dorsi Insel- und M. rectus abdominis-Lappenplastiken erreicht.

Die Patientinnen sind inzwischen durch die wiedergewonnene Lebensqualität wieder vollständig in das öffentliche Leben integriert.