Handchir Mikrochir Plast Chir 2011; 43 - A25a
DOI: 10.1055/s-0031-1277676

„Stammzellen„ in der Ästhetischen Chirurgie: Facts and Fiction

F Lampert 1, N Torio-Padrón 1, M Metzger 1, GB Stark 1
  • 1Universitätsklinikum Freiburg, Plastische und Handchirurgie, Freiburg, Deutschland

Die Plastische Chirurgie hat in der Forschung an Möglichkeiten zu Gewebeersatz/-Regeneration seit jeher eine Vorreiterrolle. Entsprechend intensiv sind die Forschungsbemühungen auf diesem Gebiet, insbesondere hinsichtlich der Verwendung von Stammzellen aus dem Fettgewebe (ADSCs) zur Herstellung von funktionellem Gewebeersatz.

Parallel zur Grundlagenforschung beschäftigt sich auch eine Vielzahl Plastischer Chirurgen mit der Frage, wie die im Fettgewebe enthaltenen Stammzellen genutzt werden können, um die Ergebnisse autologer Fetttransplantation hinsichtlich Vorhersagbarkeit und Planbarkeit, Größe und Stabilität des Volumens am Implantationsort sowie der Überlebensrate der transplantierten Zellen zu verbessern. Dies geschieht oft im Hinblick auf den Einsatz autologer Fetttransplantation zur ästhetischen Augmentation von Weichteilgewebe, insbesondere der Mammaaugmentation sowie dem sog. Lipofilling im Gesicht (aber auch zur Brustrekonstruktion nach Mammakarzinom).

In einer Besorgnis erregenden Vielzahl an Veröffentlichungen sowohl in Fachjournalen als auch der Laienpresse und der Werbung für ästhetisch-medizinische Dienstleistungen aller Art wird in zunehmender Frequenz die Wirkung von „Stammzellen„ als elementares Funktionsprinzip in Anspruch genommen, aber auch die Industrie bewirbt zunehmend Verfahren zur Stammzellanreicherung von Eigengewebe. Eine plausible Datengrundlage für diese Argumentation wird meist nicht geliefert, Daten zur Sicherheit (z.B. Risiken der Fehldifferenzierung, Malignomentstehung) fehlen oft gänzlich.

Vor der kommerziellen Nutzung dieser -sicherlich viel versprechenden- Verfahren müssen jedoch ausreichend klinische Daten von hohem Evidenzgrad gefordert werden, hier sind die Fachgesellschaften der Plastischen Chirurgie als Institutionen der seriösen Vertreter unseres Faches in besonderem Maße gefragt.

Eine Postulierung von auf Stammzellen basierenden Wirkmechanismen etwa in der Fettgewebstransplantation entspricht zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht den Anforderungen an die gute klinische Praxis und sollte -in Abgrenzung zu allgegenwärtigen Dienstleistungsangeboten aus den Randgebieten und Grauzonen der Medizin- nicht unkritisch übernommen werden.