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DOI: 10.1055/s-0031-1277540
Retrospektive Untersuchung zur Korrelation zwischen der Harnzucker-Selbstkontrolle und dem HbA1c bei Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2 ohne Insulin
Fragestellung: Nicht-insulinpflichtige Patienten (Pat.) mit Diabetes mellitus Typ 2 (DM2) können zur Überprüfung der aktuellen Stoffwechsellage die Harnzucker- (HZSM) oder Blutzuckerselbstmessung anwenden. Derzeit liegt keine überzeugende Evidenz vor, für einen Vorteil der einen oder anderen Messmethode vor. Es soll untersucht werden, ob bei Pat. mit DM2, die im Zeitraum 2008 bis 1. HJ 2010 am strukturierten Behandlungs- und Schulungsprogramm Typ-2-Diabetes ohne Insulintherapie (Grüßer und J 2007) teilnahmen und HZSM durchführten, der HbA1c im Ziel lag und inwieweit eine Korrelation zwischen Messfrequenz und HbA1c vorliegt.
Methodik: In die retrospektive Untersuchung wurden 93 Pat. (Frauen 53%) mit DM2 ohne Insulintherapie eingeschlossen (Alter 60,1J., Diabetesdauer 4,7J., BMI 30,6, HbA1c zu Schulungsbeginn 7,0%, HZSM pro Woche 18,6). 65,5% der Pat. nehmen orale Antidiabetika ein. Klinische u. laborchemische Daten entstammen der elektronischen Patientenakte EMIL (http://www.itc-ms.de). Von jedem Pat. wurden während des Schulungszeitraumes mittels Tagebuch die HZSK-Werte erfasst. Zur Auswertung erfolgte folgende Berechnung um den prozentualen Wert an pos. HZSK zu erhalten: (Anzahl pos. HZSK)*100/Gesamtzahl an durchgeführten HZSK. Der HbA1c wurde DCCT adjustiert.
Ergebnisse: Es kam zu einer HbA1c-Reduktion von 7,0 auf 6,6% (p≤0,001). Der Prozentsatz von Pat. mit HbA1c≤7% stieg von 58 auf 74% (p≤0,001), der mit einem HbA1c von 7–8% sank von 28 auf 22% (p≤0,001) sowie der mit einem HbA1c>8% von 14 auf 4% (p≤0,001). Der HbA1c betrug 6,4% bei den 52 Patienten (56%) mit stets negativen HZSM, 7,2% bei den Patienten mit <50% positiven HZSM (n=31; 33%) bzw. 7,5% bei den 10 Patienten (11%) mit ≥50% positiven HWSM. Im Vergleich zu stets negativen HZSM zeigten die beiden letzten Gruppen einen signifikant höheren HbA1c (p≤0,001). Im Mittel wurde eine prozentuale Anzahl an pos. HZSM von 15% angegeben. Der Anteil an pos. HZSM lag bei Pat. mit einem HbA1c≤7% (n=60) im Mittel bei 6%, bei einem HbA1c von 7–8% (n=26) bei 30% sowie bei einem HbA1c >8% (n=7) bei 28%. Es ergibt sich eine signifikant positive Korrelation zwischen Häufigkeit von positiven HZSM und HbA1c (R=0,435, p=0,01). Vergleicht man den HbA1c mit der jeweiligen Höhe an pos. HZSK [0,1%, 0,25%, 0,5%, 1%, 2%], so zeigt sich ein Anstieg des mittleren HbA1c von 7,30 auf 7,70% [7,30%, 7,38%, 7,35%, 7,50%, 7,70%]. Es liegt eine pos. Korrelation vor, welche in den niederen HZ-Höhenstufen (0,1%, 0,25%, 0,5%, 1%) stärker [r: 0,301; 0,346; 0,316; 0,363; p≤0,01) als in höheren HZ-Stufen (2%, 3%, 5%) ausgeprägt ist [r: 0,297 (p≤0,01); 0,227 (p≤0,05); 0,050 (n.s.)].
Schlussfolgerung: Pat. mit größtenteils negativen HZSM haben einen besseren HbA1c. Ein hoher prozentualer Anteil an positiven HZSM ist bei Pat. mit schlechterem HbA1c zu finden. Die HZSM ist eine geeignete Methode zur Überprüfung der Stoffwechsellage.