Diabetologie und Stoffwechsel 2011; 6 - P262
DOI: 10.1055/s-0031-1277533

Nahrungsfette haben Einfluss auf die periphere Insulinsensitivität im Menschen

C Ketterer 1, M Heni 1, K Dudziak 1, A Fritsche 1, 2
  • 1Medizinische Universitätsklinik Tübingen, Abteilung für Endokrinologie, Diabetologie, Nephrologie, Angiologie und Klinische Chemie, Tübingen, Germany
  • 2Medizinische Universitätsklinik Tübingen, Zentrum für Ernährungsmedizin, Eberhard Karls Universität Tübingen, Tübingen, Germany

Fragestellung: Das Ernährungsverhalten spielt eine wichtige Rolle bei Prävention und Therapie des metabolischen Syndroms und daraus resultierenden Krankheiten wie Diabetes mellitus Typ 2. Erhöhte freie Fettsäuren im Serum tragen zur Entwicklung von Insulinresistenz, eine der pathogenetischen Grundlagen des metabolischen Syndroms, bei. Insbesondere die ungesättigten freien Fettsäuren scheinen einen besonders ungünstigen Effekt herbeizuführen, wohingegen zum Beispiel Olivenöl mit seinem hohen Anteil an ungesättigten Fettsäuren einen positiven Effekt auf den Glukosestoffwechsel zu haben scheint. In dieser prospektiven, randomisierten Interventionsstudie wollen wir überprüfen, ob die gebräuchlichen Nahrungsfette Olivenöl, Rapsöl, Butter (Milchfett) und Schweineschmalz einen spezifischen Effekt auf den peripheren Glukosestoffwechsel haben.

Methodik: Insgesamt wurden 80 Probanden gescreent und davon 74 gesunde Probanden (Alter: 33±10 Jahre, BMI: 22,5±2kg/m2, f/m: 41/33) eingeschlossen. Sie wurden in folgende 5 Gruppen randomisiert: Milchfett (n=15), Olivenöl (n=13), Rapsöl (n=14), Schweineschmalz (n=12) und Kontrolle (n=20). Entrahmtes Joghurt (0,1% Fett) wurde mit 8% des jeweiligen Fettzusatzes versehen, das entrahmte Joghurt ohne Fettzusatz diente als Kontrolle. Während der 12-Wöchigen Nahrungsmittelintervention nahmen die Probanden 500 gr/Tag des entsprechenden Joghurts zu sich. Zur Evaluierung des Glukosestoffwechsels wurde vor und nach Lebensmittelintervention ein oraler Glukosetoleranztest (oGTT) mit Bestimmungen von Insulin- und Glukosespiegeln durchgeführt. Die Insulinsensitivitvät (ISI) wurde nach „DeFronzo„ und die Insulinsekretion mit dem Insulinogenen Index (IGI, (Ins30– Ins0)/(Glc30– Glc0)), berechnet.

Ergebnisse: Die Lebensmittelintervention zeigte keinen Einfluss auf die Entwicklung des Körpergewichts (pBMI=0,1). Jedoch konnte ein signifikanter Unterschied der Insulinsensitivität vor und nach Lebensmittelintervention in der Milchfett als auch Olivenölgruppe festgestellt werden. Die periphere Insulinsensitivität (ISI) nahm nach Genuss von Milchfettjoghurt von 20,5±6,6 auf 25,3±9,0 (p=0,0321) und nach Genuss von Olivenöljoghurt von 20,5±8,1 auf 23,9±8,1 zu (p=0,0196). Die Insulinsekretion (IGI) fiel in der Schweineschmalzgruppe von 160±122pmol/mmol auf 108±86pmol/mmol ab (p=0,0407). Der Genuss von Magermilchjoghurt zeigte keinen signifikanten Einfluss auf Insulinsensitivität oder Sekretion (pISI=0,8, pIGI=1,0).

Schlussfolgerung: Die Nahrungsfette Olivenöl, Rapsöl, Schweineschmalz und Milchfett haben unterschiedliche Effekte auf Insulinsekretion und Insulinsensitivität im Menschen. Insbesondere Schweineschmalz könnte über Lipotoxizität der gesättigten freien Fettsäuren die Insulinsekretion negativ beeinflussen.