Subscribe to RSS
DOI: 10.1055/s-0031-1277508
DMP-Trainer: Arztindividuelle Fortbildungen im Rahmen der Disease-Management-Programme. Eine Methodik für die Auswahl der Fortbildungsschwerpunkte
Fragestellung: In Bayern nehmen rund 8.200 Ärzte am Disease-Management-Programm (DMP) für Diabetes mellitus Typ 2 teil. Im Rahmen des Programms wird der Behandlungsablauf regelmäßig zu Zwecken der Qualitätssicherung dokumentiert. Um die Prozess- und Ergebnisqualität noch weiter zu fördern, hat die Kassenärztliche Vereinigung Bayerns eine eigene Fortbildungsreihe „DMP-Trainer„ konzipiert und entwickelt. Diese wird auf der Online-Platform „Cura Campus„ angeboten. Eine Besonderheit dieser Fortbildung ist die individuelle Zusammenstellung der Multiple-Choice-Fragen anhand der DMP-Dokumentationsdaten: so setzt sich der Arzt intensiver mit Themen auseinander, die für ihn besonders relevant sind.
Methodik: Der Fortbildungsautor gliedert ein Pool von dreißig Multiple-Choice-Fragen in fünf Kategorien (Allgemeines, Therapieziele, Folgeerkrankungen, Überweisung, Therapie). Die Lernerfolgskontrolle besteht aus zehn Fragen, wobei je Kategorie zwischen einer und vier Fragen zu ziehen sind. Aus den DMP-Daten werden Statistiken gesucht, die für diese Kategorien aussagekräftig sind. Die Statistiken werden arztbezogen ausgewertet und normiert, damit zu jeder Kategorie ein Score gebildet werden kann. Das Verhältnis der Scores untereinander spiegelt die Wichtigkeit der Kategorien für den Arzt wider (z.B. Scores im Verhältnis 2:4:3:1:4). Ein Matching-Algorithmus vergleicht diese Score-Vektoren mit einer Reihe von vordefinierten Konfigurationen von exakt zehn Fragen und wählt die Konfiguration aus, die zu dem Verhältnis der Scores am besten passt (z.B. Fragen im Verhältnis 1:3:2:1:3). Da jede Konfiguration vordefiniert ist und jede Frage gleich schwierig, wird sichergestellt, dass kein Arzt durch die Individualisierung benachteiligt wird.
Ergebnisse: Anhand der Daten war es möglich, individuelle Lernerfolgskontrollen für 6.144 Ärzte zusammen zu stellen. Die ausgewählten Gewichtungen sind im Vergleich mit den zugrunde liegenden Daten gut nachvollziehbar. Einem Arzt werden zum Beispiel in der Kategorie „Folgeerkrankungen„ vier Fragen zugeordnet, weil in seiner Praxis vergleichsweise viele Patienten diabetische Folgeerkrankungen und Hypertonie haben. Zur Kategorie „Überweisung„ wurde dagegen nur eine Frage zugeordnet, da alle Patienten mit Niereninsuffizienz und diabetischem Fuß entsprechend der DMP-Regelung an einen Spezialisten überwiesen worden sind. Vom 1.9.2010 bis zum 14.2.2011 haben 397 Ärzte diese Fortbildung durchgeführt, davon 82% bestanden.
Schlussfolgerungen: Es ist uns gelungen, individuelle Fortbildungen auf einer realen Datenbasis für die bayerischen DMP-Ärzte zusammen zu stellen. Die Dokumentationsdaten des Arztes werden zu dessen eigenem Nutzen verwertet. So wird die Prüfung attraktiver für den Arzt. Zudem soll die Qualität der Versorgung durch eine zielgerichtete Lernerfolgskontrolle nachhaltig verbessert werden. Nach einem Jahr ist geplant, die Fortbildung als Ganzes und den Effekt der Individualisierung anhand der DMP-Dokumentation zu evaluieren.