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DOI: 10.1055/s-0031-1277479
Beziehungen zwischen Störungen des Kohlenhydratstoffwechsels und dem Chylomikronämie-Syndrom
Zielsetzung: Das Chylomikronämie-Syndrom ist eine Fettstoffwechselstörung, die in den letzten Jahren immer häufiger diagnostiziert wurde. In der Pathogenese des Chylomikronämie-Syndroms spielt die Insulinresistenz eine wichtige Rolle. Ziel der vorliegenden Untersuchungen war es, die Beziehungen zwischen Störungen des Kohlenhydratstoffwechsels und dem Chylomikronämie-Syndrom zu untersuchen.
Methoden: In die Untersuchungen eingeschlossen wurden 117 Patienten mit einem nachgewiesenen Chylomikronämie-Syndrom (definiert durch den Nachweis von Triglyzeriden >10mmol/l in der Anamnese). Bei 46 Patienten (39,3%) bestand bereits ein Diabetes mellitus Typ 2 (DM2), während bei 71 Patienten (60,7%) keine Störung des Kohlenhydratstoffwechsels bekannt war. Nach einer 8-stündigen Nüchternperiode unterzogen sich die Patienten, bei denen bisher kein Diabetes bekannt war, einem 75g oralem Glukosetoleranztest. Entsprechend dem Ergebnis dieses Testes wurden die Patienten nach den ADA-WHO-Kriterien in die folgenden Gruppen eingeteilt: normale Glukosetoleranz (NGT) und gestörte Glukosetoleranz (IGT). Die Insulinsekretion wurde mit folgender Formel berechnet: (30 Min. Insulin – Nüchterninsulin)/(30 Min. Plasmaglukose – Nüchternplasmaglukose). Die Insulinresistenz wurde nach dem HOMA-Modell bestimmt: (Nüchternplasmaglukose x Nüchterninsulin)/22,5.
Ergebnisse: Die Patienten mit einem Chylomikronämie-Syndrom und einem manifesten Diabetes unterschieden sich von den Chylomikronämiepatienten ohne bekannte Störung des Kohlenhydratstoffwechsels nicht im BMI (Pat. mit DM2: 29,6kg/m2, Pat ohne DM2: 28,6kg/m2, n.s.), die Diabetiker waren aber signifikant älter (Pat. mit DM2: 56,9 Jahre, Pat. ohne DM2: 49,9 Jahre, p<0,05). In der Gruppe der Patienten, bei denen bisher kein Diabetes bekannt war, wiesen 32 Patienten eine NGT und 21 Patienten eine IGT auf. Zwischen den NGT- und den IGT-Patienten bestanden keine signifikanten Unterschiede im BMI und im Alter, aber signifikante Differenzen in der Insulinsekretion (NGT: 130,3, IGT: 80,7 ΔIns/ΔPG, p<0,05). Die Chylomikronämiepatienten zeigten, verglichen mit Normalpersonen, eine Insulinresistenz, die beiden Gruppen mit normaler und gestörter Glukosetoleranz unterschieden sich aber nicht signifikant in diesem Parameter (HOMA: NGT: 22,2, IGT: 24,2pmol*mmol, n.s.).
Schlussfolgerung: Unsere Untersuchungen zeigen, dass Patienten mit einem Chylomikronämie-Syndrom häufig Störungen des Kohlenhydratstoffwechsels aufweisen. Patienten mit einem Chylomikronämie-Syndrom sind insulinresistent. Eine wichtige Ursache für die Entwicklung einer gestörten Glukosetoleranz ist die Störung der Insulinsekretion. Bei Patienten mit einem Chylomikronämie-Syndrom sind regelmäßige Kontrollen der Plasmaglukose notwendig, um eine IGT oder einen Diabetes mellitus rechtzeitig zu erkennen.