Diabetologie und Stoffwechsel 2011; 6 - P201
DOI: 10.1055/s-0031-1277472

Orale Kontrazeption und Zigarettenrauchen bei Jugendlichen mit Typ-1-Diabetes mellitus – eine Analyse auf Basis von DPV-Daten

O Seewi 1, K Kintzel 2, D Hilgard 3, H Breitenbach 4, K Mönkemöller 5, E Molz 6, RW Holl 6 E Schönau 1, Für die DPVWiss-Initiative und das Kompetenznetz Diabetes mellitus des BMBF
  • 1Uniklinik Köln, Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendmedizin, Köln, Germany
  • 2Havelland Kliniken, Klinik Nauen, Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Nauen, Germany
  • 3Gemeinschaftskrankenhaus Herdecke, Abteilung für Kinder- und Jugendmedizin, Herdecke, Germany
  • 4Klinikum Leverkusen, Kinderklinik, Leverkusen, Germany
  • 5Kliniken der Stadt Köln gGmbH, Kinderkrankenhaus, Köln, Germany
  • 6Institut für Epidemiologie, Universität Ulm, Ulm, Germany

Fragestellung: Aktuellen Untersuchungen der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung zufolge (KiGGS-Studie 2008, Jugendsexualität 2010) verwenden in Deutschland 25–39% aller weiblichen Jugendlichen (29% mit Migrationshintergrund) orale Kontrazeptiva; der Anteil der Mädchen, die Zigaretten rauchen, beträgt ca. 20%. Die Kombination von oraler Kontrazeption (OK) und Zigarettenrauchen (ZR) ist mit erhöhtem Risiko für thromboembolische Gefäßkomplikationen (z.B. Apoplex) assoziiert. Die Prävalenz von OK bzw. ZR bei jugendlichen Patientinnen mit Typ-1- Diabetes mellitus (T1D) ist unbekannt.

Methodik: Ausgewertet wurden Daten des DPV-Pools. Im Zeitraum der Datenerhebung zwischen 1991 und 2010 fanden sich in 293 teilnehmenden Behandlungszentren 12 700 Patientinnen mit T1D im Alter von 14–17,9 Jahren. Darunter waren 2515, welche orale Kontrazeptiva einnahmen und 908, die Zigaretten rauchten.

Ergebnisse: Dargestellt nach Altersgruppen –14-Jährige (n=3135, davon 198 OK und 85 ZR); 15-Jährige (n=5187, davon 1237 OK und 458 ZR); 16-Jährige (n=3112, davon 805 OK und 282 ZR); 17-Jährige (n=1266, davon 275 OK und 83 ZR). OK verwendeten demnach 6,3% (14-Jährige), 23,9% (15-Jährige), 25,9% (16-Jährige) bzw. 21,7% (17-Jährige), und zwar signifikant weniger Patientinnen mit Migrationshintergrund; ZR gaben 43% der 14-Jährigen mit OK an (7% ohne OK); 37% der 15-Jährigen mit OK (17% ohne OK), 35% der 16-Jährigen mit OK (17% ohne OK), und 30% der 17-Jährigen mit OK (17% ohne OK); p<0,00001 ZR mit OK versus ZR ohne OK.

Schlussfolgerung: Etwa 1/4 aller Patientinnen von 14–17,9 Jahren mit T1D verwenden orale Kontrazeptiva; zugleich war bei Patientinnen mit oraler Kontrazeption das Zigarettenrauchen signifikant häufiger als bei Patientinnen ohne orale Kontrazeption, und offenbar auch häufiger als im Bundesdurchschnitt. Diese Befunde sind Besorgnis erregend.

Gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (Förderkennzeichen 01GI0859)