Diabetologie und Stoffwechsel 2011; 6 - P169
DOI: 10.1055/s-0031-1277440

Erste Erfahrungen mit Sitagliptin als Zusatz zu Insulin in diabetologischen Schwerpunktpraxen

RA Bierwirth 1, L Merker 2, J Thiel 3, M Wefelnberg 4, H Mühlen 5
  • 1Ambulantes Diabeteszentrum am Elisabeth-Krankenhaus, Essen, Germany
  • 2Diabetes- und Nierenzentrum, Dormagen, Germany
  • 3Niedergelassene Praxis, Herten, Germany
  • 4Niedergelassene Praxis, Hünxe, Germany
  • 5Medical Center Ruhrort, Duisburg, Germany

Fragestellung: In kontrollierten klinischen Studien konnte bisher gezeigt werden, dass sich bei Patienten mit Typ-2-Diabetes durch die Zugabe eines DPP4-Hemmers zu einer bestehenden Insulin-Therapie die HbA1c-Werte verbessern. Die Insulindosis konnte in diesen Studien, z.T. aufgrund des Studiendesigns, nicht reduziert werden und die Hypoglykämierate nahm teilweise sogar zu. Mit einer retrospektiven Vorher-Nachher-Analyse sollten die Auswirkungen der Zugabe von Sitagliptin, dem einzigen für diese Kombination zugelassenen DPP4-Hemmer, auf die Diabetestherapie bei Insulin-behandelten T2D-Patienten in der klinischen Praxis überprüft werden.

Methodik: In 9 diabetologischen Schwerpunktpraxen im westlichen NRW wurde retrospektiv nach allen Patienten gesucht, die zwischen November 2009 und Juni 2010 zusätzlich zu einer bestehenden Insulintherapie Sitagliptin 100mg erhalten haben und von denen Halbjahreskontrollen vorlagen. Entsprechende Patienten wurden aus 6 Praxen gemeldet, von denen 5 Praxen anonymisierte auswertbare Datensätze übermittelten. Es wurden insgesamt 34 Patienten (18m/16w) identifiziert (Alter 62,7±10,7 Jahre [Mittelwert±SD], Diabetesdauer 10,9±5,2 Jahre, BMI 33,5±6,0kg/m2, FPG 169±49mg/dl, PPG 224±61mg/dl, 27 Patienten erhielten zusätzlich Metformin (79%)). Der mittlere HbA1c-Wert lag vor Therapieumstellung bei 8,6±1,4%, die mittlere Insulindosis zu diesem Zeitpunkt betrug 86,4±69,2 U/d.

Ergebnisse: 6 Monate nach Zugabe von 100mg Sitagliptin qd zu einer bestehenden Insulintherapie ist der mittlere HbA1c-Wert auf 7,3±0,7% (-15,06%) gesunken, gleichzeitig wurde die mittlere Insulindosis auf 68,2±48,5 U/d (-20,98%) reduziert. Die Werte für FPG und PPG fielen auf 126±22mg/dl (-25%) bzw. 166±32mg/dl (-26%). Das Körpergewicht blieb mit 1,1kg Reduktion annähernd konstant. Über leichte Hypoglykämien berichteten in den letzten 6 Monaten vor Therapieumstellung 12 von 34 Patienten, schwere Hypoglykämien waren bei 2 Patienten aufgetreten. Im 6-monatigen Zeitraum nach Therapieumstellung traten keine schweren Hypoglykämien auf, die Anzahl der Patienten mit leichten Hypos sank auf 9 von 34 und die Anzahl Hypos/Patient war deutlich geringer (21,1 zu 6,4).

Schlussfolgerungen: Unter Zugabe von Sitagliptin zu einer bestehenden Insulintherapie zeigte sich eine Verbesserung der Stoffwechselsituation (FPG, PPG) und des HbA1c-Werts, bei gleichzeitiger Reduktion der Insulindosis um ca. 20%. Die Zugabe des DPP4-Hemmers führte nicht zu einer Zunahme von Hypoglykämien und das Körpergewicht konnte konstant gehalten werden.