Diabetologie und Stoffwechsel 2011; 6 - P162
DOI: 10.1055/s-0031-1277433

Metformin bei Typ-2-Diabetes mellitus: Vitamin B12-Mangel und diabetische Polyneuropathie in der täglichen Praxis

E Jungmann 1, J Bolle 1, C Schmitz 1, G Jungmann 1
  • 1St. Vinzenz Hospital Rheda-Wiedenbrück, Schwerpunkt Diabetes-Endokrinologie, Rheda-Wiedenbrück, Germany

Fragestellung: In der HOME-Studie (De Jager et al., 2010) wurde bei 10% der mit Metformin behandelten Typ-2-diabetischen Patienten ein Vitamin B12-Mangel beobachtet, allerdings ohne nachweisbare neurologische Folgen. Mögliche Konsequenzen dieser Beobachtung blieben daher kontrovers. Deshalb sollte jetzt überprüft werden, inwieweit bei Metformin-behandelten Patienten in der täglichen Praxis ein Vitamin B12-Mangel nachweisbar ist und ob dieser einen Einfluss auf die Entwicklung einer diabetischen Polyneuropathie haben könnte.

Methoden: 88 konsekutive, mit Metformin über ≥1 Jahr mit Metformin behandelte Typ-2-diabetische Patienten (37 Frauen, 51Männer, Alter: 66±2 Jahre [SEM], Diabetesdauer: 10±2 Jahre, Metformin: 1450±120mg/Tag über 6±2 Jahre) wurden in die Querschnittsstudie aufgenommen, in der neben den Vitamin B12-Spiegeln auch die Folat-, 25-OH-Vitamin D- und PTH-Spiegel mit Enzymimmunoassays gemessen wurden, zusätzlich erfolgte bei den Patienten eine Screeninguntersuchung auf diabetische Polyneuropathie.

Ergebnisse: 10% der Patienten hatten einen manifesten Vitamin B12-Mangel, insgesamt 29% der Patienten erniedrigte Vitamin B12-Spiegel <200pmol/l. Patienten mit erniedrigtem Vitamin B12 waren länger und in höheren Dosierungen mit Metformin behandelt als Patienten mit normalem Vitamin B12 (p<0,05). Sie hatten häufiger eine diabetische Polyneuropathie, niedrigere Folatspiegel und häufiger auch einen Vitamin D-Mangel (p<0,05). Bei erniedrigten Vitamin B12-Spiegeln wird eine diabetische Polyneuropathie früher und trotz besserer HbA1c-Werte nachweisbar (p<0,05).

Schlussfolgerungen: Da der Metformin-assoziierte Vitamin B12-Mangel doch neurologische Konsequenzen zu haben scheint, kann er ein Morbiditätsrisiko darstellen: Patienten sollten deshalb daraufhin überprüft und eine Vitamin B12-Substitution frühzeitig begonnen werden, ebenso eine Substitution des überhäufigen Vitamin D-Mangels.