Fragestellung: In der HOME-Studie (De Jager et al., 2010) wurde bei 10% der mit Metformin behandelten
Typ-2-diabetischen Patienten ein Vitamin B12-Mangel beobachtet, allerdings ohne nachweisbare
neurologische Folgen. Mögliche Konsequenzen dieser Beobachtung blieben daher kontrovers.
Deshalb sollte jetzt überprüft werden, inwieweit bei Metformin-behandelten Patienten
in der täglichen Praxis ein Vitamin B12-Mangel nachweisbar ist und ob dieser einen
Einfluss auf die Entwicklung einer diabetischen Polyneuropathie haben könnte.
Methoden: 88 konsekutive, mit Metformin über ≥1 Jahr mit Metformin behandelte Typ-2-diabetische
Patienten (37 Frauen, 51Männer, Alter: 66±2 Jahre [SEM], Diabetesdauer: 10±2 Jahre,
Metformin: 1450±120mg/Tag über 6±2 Jahre) wurden in die Querschnittsstudie aufgenommen,
in der neben den Vitamin B12-Spiegeln auch die Folat-, 25-OH-Vitamin D- und PTH-Spiegel
mit Enzymimmunoassays gemessen wurden, zusätzlich erfolgte bei den Patienten eine
Screeninguntersuchung auf diabetische Polyneuropathie.
Ergebnisse: 10% der Patienten hatten einen manifesten Vitamin B12-Mangel, insgesamt 29% der Patienten
erniedrigte Vitamin B12-Spiegel <200pmol/l. Patienten mit erniedrigtem Vitamin B12
waren länger und in höheren Dosierungen mit Metformin behandelt als Patienten mit
normalem Vitamin B12 (p<0,05). Sie hatten häufiger eine diabetische Polyneuropathie,
niedrigere Folatspiegel und häufiger auch einen Vitamin D-Mangel (p<0,05). Bei erniedrigten
Vitamin B12-Spiegeln wird eine diabetische Polyneuropathie früher und trotz besserer
HbA1c-Werte nachweisbar (p<0,05).
Schlussfolgerungen: Da der Metformin-assoziierte Vitamin B12-Mangel doch neurologische Konsequenzen zu
haben scheint, kann er ein Morbiditätsrisiko darstellen: Patienten sollten deshalb
daraufhin überprüft und eine Vitamin B12-Substitution frühzeitig begonnen werden,
ebenso eine Substitution des überhäufigen Vitamin D-Mangels.