Diabetologie und Stoffwechsel 2011; 6 - P154
DOI: 10.1055/s-0031-1277425

Typ-2 Diabetes und Hypoglykämien –6-Monats Follow-up Ergebnisse des prospektiven DiaRegis Registers

D Tschöpe 1, P Bramlage 2, C Binz 3, M Krekler 3, T Plate 4, E Deeg 5, A Gitt 5
  • 1Herz- und Diabeteszentrum Nordrhein-Westfalen, Bad Oeynhausen, Germany
  • 2Institut für Kardiovaskuläre Pharmakologie und Epidemiologie, Mahlow, Germany
  • 3Bristol Myers Squibb, Medizinische Abteilung, München, Germany
  • 4AstraZeneca, Medizinische Abteilung, Wedel, Germany
  • 5Institut für Herzinfarktforschung, Ludwigshafen, Germany

Hintergrund: Patienten mit Typ-2 Diabetes haben ein erhöhtes Risiko für Therapie assoziierte Komplikationen wie Hypoglykämien insbesondere dann, wenn es zu einer Intensivierung der Pharmakotherapie kommt. Ziel der vorliegenden Analyse war die Assoziation der antidiabetischen Pharmakotherapie mit dem Auftreten von Hypoglykämien.

Methodik: Prospektives Register von Patienten mit Typ-2 Diabetes und Insuffizienz einer oralen Mono- oder 2x Kombinationstherapie, bei denen zum Zeitpunkt des Einschlusses eine Intensivierung der Pharmakotherapie vorgenommen wurde. Charakterisierung der Patienten im Hinblick auf anamnestische und inzidente Hypoglykämien und Nachbeobachtung über 6 Monate.

Ergebnisse: Für diese Auswertung standen die Daten von 3808 Patienten zur Verfügung, von denen 409 (10,7%) in den letzten 12 Monaten vor Einschluss mindestens ein hypoglykämisches Ereignis hatten. Patienten mit Hypoglykämien hatten niedrigere HbA1c (7,2 vs. 7,4%; p<0,0001), Nüchternblutzucker (133 vs. 143mg/dl; p<0,0001) und postprandiale Blutzuckerwerte (172 vs. 186mg/dl; p<0,0001). Klinisch waren die Patienten vor allem durch eine erhöhte Herzinsuffizienzrate (16,4 vs. 9,1%; p<0,0001) und häufigere Depressionen (12,0 vs. 4,6%; p<0,0001) gekennzeichnet.

Weniger Patienten mit anamnestischen Hypoglykämien erhielten zu Studienbeginn Metformin (78,0 vs. 84,8%; p<0,001) und mehr Patienten Sulfonylharnstoffe (44,5 vs. 26,9%; p<0,0001). Die Häufigkeit von Sulfonylharnstoffen wurden bei der Umstellung von Patienten mit Hypoglykämien drastisch reduziert (44,5 vs. 18,6%), während sie sich bei Patienten ohne Hypoglykämien nicht veränderte. Weitere häufig neu verordnete Pharmaka waren Insulin (26,7 vs. 16,1%; p<0,0001) und DPP-4 Inhibitoren (29,8 vs. 39,9; p<0,0001).

Nach einer Nachbeobachtung von 6 Monaten hatten 25% der Patienten mit anamnestischen Hypoglykämien inzidente Ereignisse, während 6,5% der Patienten ohne Hypoglykämien von diesen berichteten (p<0,0001). Ein Prädiktor für das Auftreten von erneuten Hypoglykämien schien dabei der Einsatz von Insulinen (45,6 vs. 14,6%; p<0,0001) zu sein. Dagegen wurden DPP-4 Inhibitoren seltener eingesetzt (17,4 vs. 41,1%; p<0,0001). Inzidente Ereignisse in der Nachbeobachtung waren instabile Angina pectoris (1,0 vs. 0,3%; p<0,05), periphere Neuropathie (8,4 vs. 4,3%; p<0,001) und nicht-proliferative Retinopathie (2,6 vs. 1,2%; p<0,05).

Schlussfolgerungen: Hypoglykämien sind eine häufige Komplikation der antidiabetischen Pharmakotherapie, insbesondere bei Patienten mit Sulfonylharnstoffen. Sie sind mit Herzinsuffizienz und inzidenten Ereignissen in der Nachbeobachtung assoziiert.