Diabetologie und Stoffwechsel 2011; 6 - P153
DOI: 10.1055/s-0031-1277424

Typ-2 Diabetes und Hypogylkämien bei älteren Patienten –6-Monats Follow-up Ergebnisse des prospektiven DiaRegis Registers

D Tschöpe 1, P Bramlage 2, C Binz 3, M Krekler 3, T Plate 4, E Deeg 5, A Gitt 5
  • 1Herz- und Diabeteszentrum Nordrhein-Westfalen, Bad Oeynhausen, Germany
  • 2Institut für Kardiovaskuläre Pharmakologie und Epidemiologie, Mahlow, Germany
  • 3Bristol Myers Squibb, Medizinische Abteilung, München, Germany
  • 4AstraZeneca, Medizinische Abteilung, Wedel, Germany
  • 5Institut für Herzinfarktforschung, Ludwigshafen, Germany

Hintergrund: Die Notwendigkeit einer intensivierten Kontrolle der Blutglukose bei älteren Diabetikern wird aufgrund möglicherweise therapiebedingter Komplikationen wie z.B. Hypoglykämien kontrovers diskutiert.

Methodik: Prospektives Register von Patienten mit Typ-2 Diabetes und Insuffizienz einer oralen Mono- oder 2x Kombinationstherapie. Vergleich von Patienten <60 (n=1268) und ≥70 Jahren (n=1397).

Ergebnisse: Ältere Patienten hatten einen deutlich späteren Diabetesbeginn (68,5 vs. 48,5 Jahre; p<0,0001) und eine bessere Blutzuckerkontrolle als jüngere Patienten (HbA1c 7,3 vs. 7,6; p<0,0001; NBZ 138 vs. 148mg/dl; p<0,0001; PPBZ 180 vs. 189mg/dl; p<0,0001). Komorbiditäten waren bei älteren Patienten häufiger (KHK 28,0 vs. 8,4%; p<0,0001, Schlaganfall/TIA 6,8 vs. 2,5%; p<0,0001, Herzinsuffizienz 18,7 vs. 2,6%; p<0,0001). Ältere Patienten erhielten sehr viel häufiger eine kardiovaskuläre Medikation und häufiger Sulfonylharnstoffe (34,8 vs. 22,0%; p<0,0001), während Metformin und neuere antidiabetische Pharmaka (Glitazone, DPP-4 Hemmer) seltener zum Einsatz kamen.

Hypoglykämien in den letzten 12 Monaten vor Registereinschluss waren bei älteren Patienten signifikant häufiger (12,7 vs. 9,1%; p<0,01). Diese führten zur Basisvisite zu einem Absetzen der Sulfonylharnstoffe (48,0 vor vs. 18,9% nach Umstellung; p<0,0001). Darüber hinaus wurde häufig eine Therapie mit DPP-4 Inhibitoren (5,1% vor und 30,5% nach Umstellung) und Insulin begonnen (22,6 vs. 0%). Dadurch wurde die Einstellung der Blutglukose im Mittel verbessert (HbA1c 6,9% in beiden Gruppen) und die Zahl der inzidenten Hypoglykämien (29,0% bei Patienten mit anamnestische Hypoglykämien; 5,9% ohne vorherige Hypogylkämie) in den darauf folgenden 6 Monaten reduziert. 6,9% der Patienten ohne Hypogylkämien hatten dagegen während der Nachbeobachtung ein solches Ereignis.

Instabile Angina pectoris (2,4 vs. 0,6%; p<0,05), autonome (4,1 vs. 1,3%; p<0,01) und periphere Neuropathie (10,7 vs. 4,7%; p<0,01), nicht-proliferative Retinopathie (4,1 vs. 1,1%; p<0,01) und klinische relevante Depressionen (8,9 vs. 2,1%; p<0,0001) waren bei alten Patienten mit einer Anamnese von Hypoglykämien als inzidente Komorbiditäten in den folgenden 6 Monaten deutlich häufiger als bei alten Patienten ohne anamnestische Hypoglykämien.

Schlussfolgerungen: Beim Vergleich zeigen sich 2 deutlich disjunkte Patientenpopulationen mit erheblichen Unterschieden im Risikoprofil. Bei älteren Patienten scheinen Hypogylkämien ein höheres Risiko für Endorganschäden anzuzeigen.