Diabetologie und Stoffwechsel 2011; 6 - P148
DOI: 10.1055/s-0031-1277419

Sensorunterstützte Insulinpumpentherapie bei fortgeschrittener Cystischer Fibrose mit Diabetes mellitus

R Lohr 1, D Hauke 1, R Fischer 2, J Seissler 1, A Lechner 1
  • 1Medizinische Klinik Innenstadt, Diabetologie, München, Germany
  • 2Medizinische Klinik Innenstadt, Pneumologie, München, Germany

Fragestellung: Durch Fortschritte in der Behandlung der pulmonalen Komplikationen der Cystischen Fibrose (CF) konnte die Lebenserwartung von Patienten mit CF deutlich gesteigert werden. Hierdurch rücken nun die metabolischen Probleme der Erkrankung mehr in den Mittelpunkt. Ein insulinpflichtiger Diabetes ist eine häufige Komplikation, die 30–50% der erwachsenen CF-Patienten betrifft. Der Diabetes verschlechtert insgesamt die Prognose der Erkrankung, da er mit Gewichtsverlust und niedrigerer Lungenfunktion assoziiert ist. Die Behandlung des fortgeschrittenen CF-Diabetes ist besonders schwierig, da der Blutzucker bei den Betroffenen meist sehr instabil ist, die gleichzeitig vorliegende Malassimilation den Kohlehydratstoffwechsel beeinflusst und rezidivierende pulmonale Infekte die Insulinempfindlichkeit kurzfristig verändern. Wir haben untersucht, ob eine sensorunterstützte Insulinpumpentherapie helfen kann, diese komplexe Form der Diabeteserkrankung erfolgreich zu behandeln.

Methodik: In einem Pilotprojekt erhielt ein 45-jähriger Patient mit CF und insulinpflichtigem Diabetes zunächst eine Insulinpumpentherapie (CSII) und anschließend zusätzlich einen subkutanen Glucosesensor. Der Verlauf von HbA1c, durchschnittlichem Blutzucker, Hypoglykämierate, Körpergewicht und Insulinbedarf wurde in den Phasen ICT, CSII und CSII+Sensor untersucht.

Ergebnisse: Im Vergleich zu ICT konnten unter CSII und CSII+Sensor deutlich bessere HbA1c- und Durchschnittsblutzuckerwerte erreicht werden. Durch die Hinzunahme der Sensorunterstützung konnte zusätzlich im Vergleich zu CSII alleine die Hypoglykämierate deutlich gesenkt werden (7% vs. 15%). Schwere Unterzucker traten mit dem Sensor überhaupt nicht mehr auf. Das Körpergewicht nahm unter CSII und CSII+Sensor um 12kg (20%) zu. Teilweise schwere pulmonale Infekte, die unter ICT zu ausgeprägten Blutzuckerentgleisungen führten, verdoppelten auch unter CSII+Sensor den Insulinbedarf. Eine normnahe Blutzuckereinstellung konnte jedoch beibehalten werden. Der Patient berichtete zudem von einer deutlich gebesserten Lebensqualität unter CSII+Sensor.

Schlussfolgerungen: Eine sensorunterstützte Insulinpumpentherapie kann eine sinnvolle Therapieoption bei Patienten mit fortgeschrittener Cystischer Fibrose und insulinpflichtigem Diabetes sein. Gegenüber einer ICT kann es zu einem deutlich besseren Gewichtsverlauf kommen. Gegenüber einer alleinigen Pumpentherapie können wahrscheinlich Hypoglykämien deutlich reduziert und infektassoziierte Blutzuckerentgleisungen vermieden werden. Eine kontrollierte, prospektive Untersuchung wäre sinnvoll, um die Rolle der sensorunterstützten Insulinpumpentherapie beim CF-Diabetes grundsätzlich zu klären.