Diabetologie und Stoffwechsel 2011; 6 - P122
DOI: 10.1055/s-0031-1277393

Einfluss von Typ 2 assoziierten Polymorphismen auf die Gewichtsentwicklung bei Nachkommen von Müttern mit Gestationsdiabetes

M Roßbauer 1, K Adler 1, C Winkler 2, H Grallert 3, T Illig 3, AG Ziegler 1, 2, S Hummel 1, 2
  • 1Forschergruppe Diabetes der TU München, München, Germany
  • 2Institut für Diabetesforschung, Helmholtz Zentrum München – Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt, Neuherberg, Germany
  • 3Institut für Epidemiologie, Helmholtz Zentrum München, Neuherberg, Germany

Fragestellung: Kinder von Müttern mit Gestationsdiabetes (GDM) weisen ein erhöhtes Risiko auf, an Adipositas und Typ 2 Diabetes (T2D) zu erkranken. Neben den bisher bekannten Prädiktoren erhöhtes Geburtsgewicht (LGA) und maternale Adipositas weisen neueste Studien darauf hin, dass die Diabetes-assoziierten Genpolymorphismen der HHEX-IDE, CDKAL1 und PPARG2 Genregion mit der Gewichtsentwicklung im Kindesalter im Zusammenhang stehen. Ziel der vorliegenden Arbeit war es zu untersuchen, welche Rolle diese Polymorphismen für die Gewichtsentwicklung bei Kindern von Müttern mit GDM spielen.

Methodik: Der Einfluss von T2D assoziierten Polymorphismen auf die Gewichtsentwicklung wurde bei 173 Kindern von GDM-Müttern untersucht, die während 1989–2000 in die prospektive deutsche GDM-Studie eingeschlossen wurden. Es wurden Daten zum Geburtsgewicht (Percentilen adjustiert für Gestationsalter und Geschlecht) und zum BMI (BMI-SDS adjustiert für Alter und Geschlecht) im Alter von 2 Jahren ausgewertet. Eine Typisierung der Single Nucleotide Polymorphismen (SNP) wurde für die Genregionen CDKAL1, HHEX-IDE und PPARG2 durchgeführt. Die statistische Analyse erfolgte mittels linearer Regression.

Ergebnisse: Das Geburtsgewicht der Kinder wurde signifikant durch die PPARG SNP rs1801282 Genregion beeinflusst: Kinder mit dem Pro/Pro Genotyp wiesen im Vergleich zu Kindern mit dem Pro/Ala Genotyp ein höheres Geburtsgewicht auf (+12,8 Perzentilen; 95%KI:2,2–23,3; p=0,02). Im Alter von 2 Jahren war der BMI mit der PPARG SNP rs1801282 und der HHEX-IDE rs10882102 Genregion assoziiert: Kinder mit dem PPARG Genotyp Pro/Pro hatten einen um 0,61 SDS höheren BMI-SDS im Vergleich zu Kindern mit dem Pro/Ala Genotyp (95%KI:0,2–1,1; p=0,009). Kinder mit dem HHEX-IDE Risikoallel hatten einen verringerten BMI-SDS im Vergleich zu Kindern mit dem C/C-Genotyp (-0,42 BMI-SDS pro Risiko-Allel, 95%KI:0,7–0,1; p=0,002). Diese Effekte blieben auch nach Adjustierung für die Risikofaktoren LGA des Kindes und maternale Adipositas in der frühen Schwangerschaft signifikant. Die Analyse der Gen-Gen Interaktion zeigte, dass der BMI-senkende Effekt des homozygoten HHEX-Risikogenotyps stärker ist als der BMI-erhöhende Effekt des Pro/Pro PPARG Genotyps. Bei Kindern mit Pro/Pro PPARG war der BMI-SDS um 0,73 SDS geringer, wenn die Kinder homozygot für den HHEX-IDE Risikogenotyp GG waren (95%KI:1,18–0,27; p=0,002 im Vergleich zu Kindern mit HHEX-IDE C/G bzw. C/C). Der CDKAL1-Polymorphismus hatte keinen Einfluss auf die Gewichtsentwicklung der Kinder.

Schlussfolgerung: Der bereits in früheren Studien mit erhöhtem BMI in Zusammenhang gebrachte PPARG-Genotyp Pro/Pro führt auch bei Kindern von Müttern mit GDM zu einem erhöhten Geburtsgewicht und BMI im Alter von zwei Jahren. Dieser Effekt wird jedoch durch das gleichzeitige Vorhandensein des HHEX-IDE Riskoallels aufgehoben, das wie bereits für Kinder von Eltern mit T1D beschrieben auch bei Kindern von Müttern mit GDM einen BMI-senkenden Effekt hat.