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DOI: 10.1055/s-0031-1277354
Parameter des Eisenstoffwechsels bei Diabetikern mit und ohne Nephropathie
Einleitung: Diabetiker weisen bereits bei beginnender Niereninsuffizienz (NI) eine erhöhte Anämieprävalenz im Vergleich zu Nicht-Diabetikern auf. Eine Anämie ist bei diesen Patienten mit einer erhöhten kardiovaskulären Morbidität und Mortalität assoziiert. Als wesentliche Ursache wird heute ein inadäquater Anstieg des Erythropoetin (EPO)- Spiegels angesehen. Interventionsstudien mit EPO zur Anämiekorrektur konnten jedoch nicht die erhöhte kardiovaskuläre Morbidität beeinflussen. Daher ist nach weiteren Teilursachen einer Anämie zu suchen, die evtl. einen alternativen Therapieansatz ermöglichen. Wir untersuchten daher verschiedene Parameter des Eisenstoffwechsels an einem größeren Diabetes-Kollektiv mit und ohne NI.
Methodik: Bei 621 Diabetikern (Typ 1-Diabetiker n=89, Typ 2-Diabetiker n=532, Männer n=344, Frauen n=277 davon Frauen >50J. n=227) wurden untersucht: Hämoglobin, Serumeisen (Norm 400–1500µg/l), Ferritin (Norm m:30–400µg/l, w<50J.: 13–150µg/l, w>50J.: 25–400µg/l), Transferrin (Norm 2–3,6g/l), Transferrinsättigung (TSAT) (Norm 16–50%), Erythropoetin (Norm 2,6–18,5U/l), (hs)CRP, HbA1c, Albumin im Urin, Serumkreatinin, Creatinin Clearance nach Cockroft (CCL). Als Anämie wurde nach WHO definiert: Hb bei Männern <13g/dl, bei Frauen <12g/dl; als „Prä-Anämie„ wurden Werte <13,5g/dl bei Männern u. <12,5g/dl bei Frauen bezeichnet.
Ergebnisse: Die Prävalenz einer Anämie (+ Prä-Anämie) betrug bei Frauen 9,4% (16,2%) bzw. 7% (14%) bei Frauen >50J., bei Männern 7% (12,4%). Es zeigte sich die bekannte Zunahme der Anämie-Prävalenz mit abnehmender Nierenfunktion: bei einer CCL von 60–89ml/min betrug sie bei Frauen 7,3% (15,6%), bei Männern 11,3 (16,0%); bei einer CCL <60ml/min lagen die Prävalenzen bei 17,2% (34,5%) bzw. 35,3% (64,7%). Bei den Pat. mit Anämie (+ Prä-Anämie) waren erniedrigte Eisen- u. Ferritinspiegel bei Frauen in 30,7% (24,4%) u. 11,5% (8,9%), bei Männern in 8,3% (4,7%) u. 0% feststellbar. Eine erniedrigte TSAT wiesen dagegen 65,4% (48,9%) der Frauen bzw. 20,8% (23,3%) der Männer auf. Inadäquate EPO-Spiegel, d.h. nicht erhöhte Werte, wiesen 58% (65%) der weiblichen und 83% (84%) der männlichen Patienten auf.
Schlussfolgerung: Die untersuchten Parameter des Eisenstoffwechsels, insbesondere die erniedrigte TSAT, zeigen, dass neben einer Störung des EPO-Stoffwechsels auch Defizite in der Eisenversorgung als Ursache der Anämieentwicklung bei leicht- bis mäßiggradiger NI vorliegen können. Der hohe Prozentsatz an Patienten mit verringerter TSAT ohne gleichzeitig verringertem Ferritin weist darauf hin, dass in diesem Kollektiv von Diabetespatienten möglicherweise auch ein funktioneller Eisenmangel eine große Rolle spielt. Weitere Untersuchungen und Interventionsstudien erscheinen gerechtfertigt.