Einleitung/Fragestellung: Atemluftanalyse in Echtzeit mithilfe von Protonen-Transfer-Reaktions-Massenspektrometrie
(PTR-MS) ist eine hochinnovative technische Entwicklung, die diagnostisch genutzt
werden kann, aber auch pathophysiologisch relevante Stoffwechselvorgänge offen zu
legen vermag. Bei Frauen mit GDM wurde diese Technik bisher noch nicht etabliert und
eingesetzt. Ziel dieser Untersuchung war die Anwendbarkeit der Technologie und das
diagnostische Potential der PTR-MS bei V.a. GDM zu eruieren sowie Stoffwechselprodukte
in der Atemluft zu beschreiben.
Patienten und Methode: Es wurden konsekutiv 53 schwangere Frauen (Median 28. SSW) ambulant bzgl. des Vorliegens
eines GDM untersucht. Parallel zum OGTT wurde im 6 Minuten Raster ausgeatmete Luft
der Patienten mit PTR-MS in Echtzeit untersucht. HbA1c, LDL, HDL, TG, Crea, Insel-Ak,
IL3, HOMA sowie Größe, Gewicht etc. wurden bestimmt. Die Geburtsperzentilen der Neugeborenen
wurden ermittelt. Bei 21 Patienten wurde mithilfe des OGTT eine Stoffwechselstörung
diagnostiziert (8 GDM, 13 IGT in der Schwangerschaft), 32 Patienten bildeten aufgrund
BZ-Normwerten die Kontrollgruppe, wobei 9 Patienten daraus in eine Grenzgruppe (Nüchtern
BZ: 85–89mg/dl, 1h: 170–179mg/dl, 2h: 150–154mg/dl) eingeteilt wurden. Die statistische
Auswertung erfolgte durch MANOVA und Permutationsanalyse.
Ergebnisse: Es konnten mithilfe der erfassten Atemluftprofile Patientinnen mit GDM, IGT, Kontrollgruppe
sowie die „Grenzgruppe„ exakt diskriminiert werden (p=0,0091). Zur Trennung der Gruppen
haben 17 Massen beigetragen. Masse 121 (entspricht Abbauprodukt des Methionin) zeigt
während der Messung einen linearen Verlauf, Masse 59 (Aceton) verändert sich kinetisch.
Über eine daran angepasste Funktion ergeben sich Zeitfaktoren, welche letztlich die
Gruppen trennen. Diese charakteristische Veränderungen der Atemluft erfolgten innerhalb
der ersten 45 Minuten des 75g-OGTT.
Schlussfolgerung: Mithilfe dieser neuartigen Technologie können Patienten ohne Blutabnahme bzgl. ihres
Glukosestoffwechsel charakterisiert werden: Es gelingt eine absolut exakte Zuordnung
in die verschiedenen Kategorien der Glukosestoffwechselstörung. Die detektierte Masse
121 könnte aus einem Sideway des Homocystein – Methionin Stoffwechselkreislauf stammen,
welcher durch veränderte Enzymaktivität aufgrund hoher Insulinspiegel beeinflusst
ist. Weitere Auswertungen bzgl. z.B. des Lipidstoffwechsels und HOMA sind in dem Kollektiv
geplant. Die Pilotstudie zeigt, dass die Atemluftanalyse bei Glukosestoffwechselstörungen
ein immenses Potential in diagnostischer aber auch basiswissenschaftlicher Hinsicht
hat.