Zusammenfassung
Fragestellung Die Interventionsstudie „Strategien zur Optimierung der Ernährung an schulischen
Einrichtungen” erfasst in 2 Erhebungsphasen an 10 Schulen in Baden-Württemberg mit
insgesamt 6000 SchülerInnen die Verpflegungssituation inkl. Zufriedenheitsanalyse
und in einer Subgruppe von Sechst- und SiebtklässlerInnen den Ernährungsstatus. Hier
dargestellt sind die Ergebnisse der 1. Erhebungsphase und damit die Ausgangssituation
vor der Intervention. Diese Ausgangssituationsanalyse sowie die Instrumente der Vernetzungsstelle
Schulverpflegung BW sind Grundlage zur Weiterentwicklung und Validierung von Strategien
zur Optimierung der Ernährung in schulischen Einrichtungen. Material und Methoden Die Verpflegungssituation wurde durch Experteninterviews, Speisenplananalysen und
schriftliche Befragung der SchülerInnen und Eltern erfasst. In der Subgruppe der Sechst-
und SiebtklässlerInnen wurde der Ernährungsstatus mittels anthropometrischer Messungen,
einer bioelektrischen Impedanzanalyse sowie eines Food Frequency Questionnaires erhoben.
Ergebnisse Die Fragebögen zur Verpflegungssituation konnten von 2769 (46 %) SchülerInnen und
1942 (32 %) Eltern ausgewertet werden. Mit zunehmendem Alter der SchülerInnen nahm
die Teilnahme am Mittagessen ab und die Schulverpflegung wurde signifikant schlechter
benotet. Der Ernährungsstatus wurde von 436 SchülerInnen erhoben. Anhand ihres BMI
wurden 78 % der teilnehmenden SchülerInnen als normalgewichtig eingestuft, 8,7 % der
Probanden waren übergewichtig und 2,1 % adipös. 7,8 % der SchülerInnen waren nach
ihrem BMI untergewichtig und 3,4 % stark untergewichtig. Die tägliche Nährstoffzufuhr
der SchülerInnen wurde aus dem ermittelten individuellen Verzehr durch den FFQ errechnet.
Die durchschnittliche Aufnahme an Energie, speziell Fette und Kohlenhydrate, lag im
Rahmen der Zufuhr der D-A-CH-Referenzwerte der entsprechenden Altersgruppen. Die Eiweißaufnahme
war deutlich höher als in den D-A-CH-Referenzwerten vorgegeben. Bei den Mikronährstoffen
war eine zu geringe Aufnahme von Folsäure bei Jungen und Mädchen und von Eisen bei
den Mädchen festzustellen. Schlussfolgerung Da 22 % der SchülerInnen außerhalb des Normalgewichtsbereichs liegen, sind frühzeitige
Interventionen bzgl. des Ernährungsverhaltens notwendig. Das Setting Schule ist hierfür
besonders geeignet, da SchülerInnen einen immer größeren Anteil ihrer Zeit in diesem
Umfeld verbringen. Die schlechte Benotung der Schulverpflegung seitens der SchülerInnen
macht die Notwendigkeit einer Optimierung deutlich. Aufgrund der erst jungen Entwicklung
in Baden-Württemberg hin zu Ganztagsschulen und des damit verbundenen Aufbaus von
Schulverpflegung ist es sinnvoll, Schulen und deren Träger professionelle Unterstützungsangebote
anzubieten, um dauerhaft eine qualitativ hochwertige Verpflegung etablieren zu können.
Abstract
Purpose The study „Strategies for optimizing the nutrition in schools” collects in 2 investigation
periods the feeding situation and the customer satisfaction in ten schools, involving
6000 pupils. In addition to that the nutritional status was measured in a subgroup
of pupils grade 6 and 7. The results of the first investigation period are published
in this article. Besides the strategies of the „Vernetzungsstelle Schulverpflegung
BW” they are the baseline for further development and evaluation of strategies for
optimizing the nutrition in schools. Material and Methods The state of being in terms of the school feeding was determined by an interview
with an expert, analysing menu plans and a questionnaire. In a subgroup of pupils
aged between 11 and 15 anthropometrical and bioelectrical measures and a food frequency
questionnaire were used to analyse their nutritional status. Results The questionnaire of 2769 (46 %) pupils and 1942 (32 %) parents were evaluated. The
judgement of the cafeteria and the participation in school feeding were inversed correlated
with the age of the pupils. The nutritional status of 436 pupils was analysed. According
to their BMI 78 % of the pupils were classified as normal weight. 8,7 % of the pupils
were overweight and 2,1 % obese. 3,4 % of the pupils were extremely underweight and
7,8 % underweight. The average intake of energy, fat and carbohydrates conformed to
the reference value of the daily intake levels by the D-A-CH. The intake of protein
was in comparison to the reference value of the daily intake levels by the D-A-CH
considerably higher. Among the micronutrients both the boys and the girls did not
full fill the required intake of folic acid. For girls the intake of iron did not
meet their daily requirements. Conclusion The ratio of 22 % pupils non normal weight indicates the necessity to take action
in the nutritional behaviour. Due to the long daily attending hours schools are potential
setting to influence the nutritional behaviour of pupils in long terms. The low customer
satisfaction of the school feeding indicates the need of improving. The increasing
number of full-time schools, and therefore schools offering school feeding, in Baden-Württemberg
in the younger days make professional support necessary to implement school feeding
in high quality.
Schlüsselwörter
Schulverpflegung - Versorgungssituation Schule - Ernährungsstatus SchülerInnen
Keywords
school feeding - school food provision situation - nutritional status pupils
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Stefanie Böhringer
Vernetzungsstelle Schulverpflegung Baden-Württemberg, Sektion Baden-Württemberg der
Deutschen Gesellschaft für Ernährung e. V.
Schulstraße 24
73614 Schorndorf
Telefon: 07181/4746422
eMail: s.boehringer@dge-bw.de