Aktuelle Ernährungsmedizin 2011; 36 - P3_8
DOI: 10.1055/s-0031-1276777

Verhältnis von lipophilen Mikronährstoffen in Fettgewebe und Serum von Patienten mit Adipositas Grad III

D Weber 1, E Shang 2, I Bergheim 3, T Grune 1
  • 1Lehrstuhl für Ernährungstoxikologie, Institut für Ernährungswissenschaft, Friedrich Schiller Universität Jena
  • 2Department für Operative Medizin. Klinik F. Viszeral-, Transplantations-, Thorax- und Gefäßchirurgie, Sektion Bariatrische Chirurgie, Universitätsklinikum Leipzig AöR, Leipzig
  • 3Institut für Ernährungsmedizin, Fg. Ernährungsmedizin/Prävention und Genderforschung, Universität Hohenheim, Stuttgart

Einführung: Fettgewebe ist ein heterogenes, metabolisch hoch aktives Gewebe und ein wichtiges endokrines Organ. Geringe Konzentrationen an zirkulierenden Vitaminen und Mineralstoffen wurden bei der Adipositas häufig gezeigt. Mögliche Gründe hierfür sind der geringe Verzehr von Obst und Gemüse, gesteigerter oxidativer Stess aufgrund des metabolisch aktiven Fettgewebes gegen den antioxidative Vitamine ankämpfen müssen und die mögliche Rolle des Fettgewebes als Depot von fettlöslichen Mikronährstoffen. Da das Fettgewebe im Krankheitsbild der morbiden Adipositas eine zentrale Rolle spielt, war das Ziel dieser Untersuchung eine Statuserhebung verschiedener fettlöslicher Vitamine und Carotinoide in humanem Fettgewebe. Es sollte außerdem untersucht werden, ob sich subkutanes von viszeralem Fettgewebe als Speicherort von fettlöslichen Vitaminen und Carotinoiden unterscheidet.

Methode: Untersucht wurden subkutane und viszerale Fettgewebeproben von 73 Patienten mit Adipositas Grad III. Die Fettgewebeproben wurden perioperativ während des laparoskopischen Einsetzens eines Roux-Y-Magenbypasses oder Magenbandes entnommen und bestanden aus abdominal-subkutanen und abdominal-viszeralen Anteilen. Zusätzlich standen von den adipösen Patienten Serumproben und von 15 normalgewichtigen Kontrollen Plasmaproben zur Verfügung. Das Alter der Patienten lag bei 39,5 Jahren (±11,4), der BMI bei 49,1kg/m2 (±6,8). Das Alter der Kontrollgruppe lag bei 46,8 Jahren (±10,2), der BMI bei 23,4kg/m2 (±3,2). Es wurden fettlösliche Vitamine, Carotinoide und Tocotrienole in Fettgewebe und Serum/Plasma bestimmt. Im Einzelnen waren dies: Retinol, Lutein, Zeaxanthin, β-Cryptoxanthin, Lycopin, α-Carotin, β-Carotin, β-/γ-Tocopherol, α-Tocopherol, δ-Tocopherol, α-Tocotrienol und β-Tocotrienol. Die Bestimmung erfolgte mittels einer HPLC-Methode (Stuetz, 2006) simultan.

Ergebnisse: Die Konzentrationen an Carotinoiden sind im viszeralen Fettgewebe signifikant höher als im subkutanen. Bei den Vitamin E-Derivaten ist dies umgekehrt. Bei Adipösen wurden höhere Konzentrationen an Carotinoiden im Fettgewebe gefunden als im Serum (umgerechnet pro kg Serum). Im Serum korrelieren α-Tocopherol und die Carotinoide signifikant invers mit dem Alter, dem BMI und dem Gewicht. Normalgewichtige weisen signifikant höhere Plasma-Konzentrationen an fettlöslichen Mikronährstoffen auf als Patienten mit Grad III-Adipositas.

Schlussfolgerung: Die vorliegenden Ergebnisse zeigen deutliche Unterschiede der Carotinoide und fettlöslichen Mikronährstoffe zwischen Adipösen und Normalgewichtigen im Serum, wie auch zwischen den einzelnen Fettspeicherorten. Weitere Studien sind notwendig, um ein besseres Verständnis über das Krankheitsbild der Adipositas im Hinblick auf die Rolle von fettlöslichen Mikronährstoffen sowohl im subkutanen und viszeralen Fettgewebe, als auch im Serum zu erhalten.