Aktuelle Ernährungsmedizin 2011; 36 - P3_1
DOI: 10.1055/s-0031-1276770

Auswirkung des Reizdarmsyndroms auf die Lebensqualität

C Betz 1, K Mannsdörfer 1, SC Bischoff 2
  • 1Zentrum für klinische Ernährung Stuttgart, Deutschland
  • 2Universität Hohenheim, Institut für Ernährungsmedizin und Prävention, Stuttgart, Deutschland

Einleitung: Das Reizdarmsyndrom (RDS) zählt zu den häufigsten gastroenterologischen Krankheitsbildern in Deutschland. Die Prävalenz des RDS beträgt in epidemiologischen Studien in Europa etwa 10–20% bei Frauen und 5–10% bei Männern. Es wird charakterisiert durch abdominelle Schmerzen oder Beschwerden, veränderte Stuhlfrequenz und -konsistenz, Meteorismus und Blähungen. Beim RDS handelt es sich um eine chronische Erkrankung, die die Lebensqualität der Betroffenen häufig nachhaltig beeinträchtigt. Studien zeigen, dass die gesundheitsbezogene Lebensqualität beim RDS stärker vermindert ist, als bei anderen gastrointestinalen Erkrankungen wie gastroösophagalen Refluxerkrankungen, oder anderen chronischen Erkrankungen wie Migräne oder Asthma.

Methoden: In der vorliegenden Arbeit wurden insgesamt 60 Personen mit, nach Rom III-Kriterien diagnostiziertem RDS hinsichtlich Symptomstärke und Lebensqualität untersucht.

Die Symptomstärke der Patienten wurde mithilfe des Fragebogens IBS-SSS (Irritable Bowel Syndrome – Severity Scoring System) erfasst. In die vorliegende Untersuchung wurden Patienten mit milden bis mäßigen Symptomen (IBS-SSS 75–300) eingeschlossen. Die Lebensqualität wurde mithilfe des RDS-spezifischen IBS-QOL (Irritable bowel Syndrome – Quality of life) Range von 0 (schlechte Lebensqualität) bis 100 (keine Einschränkung der Lebensqualität) erfasst. Als Kontrollgruppe wurden IBS-SSS und IBS-QOL von 40 gesunden Personen erfasst, die die Rom III-Kriterien nicht erfüllten und auch nach eigenen Angaben nicht unter Verdauungsbeschwerden leiden.

Ergebnisse: 83% der untersuchten RDS-Patienten sind Frauen. Das Durchschnittsalter liegt bei 43 Jahren. Die mittlere erfasste Symptomstärke mithilfe des IBS-SSS liegt bei 223 Punkten. Die mittlere, mithilfe des IBS-QOL erfasste Lebensqualität der Patienten liegt bei 63 Punkten. Symptomstärke und Lebensqualität korrelieren hoch signifikant negativ miteinander (r=-0,33, p<0,01). Die Auswertung der Kontrollgruppe ergab einen IBS-SSS von 30 Punkten und einen IBS-QOL Gesamtwert von 98 Punkten und unterscheidet sich damit hoch signifikant von den Ergebnissen der RDS-Patienten (p<0,001).

Schlussfolgerung: Die gesundheitsbezogene Lebensqualität bei RDS-Patienten ist gegenüber Gesunden stark vermindert. Je höher die Symptomstärke des RDS, desto stärker ist die Beeinträchtigung der Lebensqualität der Betroffenen.