Aktuelle Ernährungsmedizin 2011; 36 - P2_8
DOI: 10.1055/s-0031-1276768

Mangelernährung – Prävalenz, Prävention, Behandlung und Qualitätsindikatoren in österreichischen Krankenhäusern und Pflegeheimen

S Schönherr 1, C Lohrmann 1
  • 1Medizinische Universität Graz, Institut für Pflegewissenschaft, Graz, Austria

Einleitung: Mangelernährung bei PatientInnen/BewohnerInnen kann zu weitreichenden Konsequenzen, wie reduzierter Lebensqualität, erhöhter Mortalität und verlängerten Krankenhausaufenthalten, sowie zu erhöhten Kosten für das Gesundheitssystem führen. Internationale Studien zeigen Prävalenzraten von bis zu 60% in Krankenhäusern und bis zu 85% in Pflegeheimen (Stratton, Green & Elia 2003). Die Erfassung von Mangelernährung mithilfe von Screeninginstrumenten ist für die frühzeitige Identifizierung und Behandlung von RisikopatientInnen und/oder mangelernährten PatientInnen unerlässlich. Doch nicht in allen Einrichtungen werden der Ernährungszustand routinemäßig erfasst und darauf aufbauende Interventionen eingeleitet. Bislang gab es nur wenige umfassende Daten zu Mangelernährung in österreichischen Krankenhäusern und Pflegeheimen. Ziel dieser Studie war es, die Prävalenz von Mangelernährung, die Prävention und Behandlung, sowie vorhandene Qualitätsindikatoren in österreichischen Krankenhäusern und Pflegeheimen zu erheben.

Methode: Eine multizentrische Prävalenzerhebung in 29 österreichischen Krankenhäusern und 24 Pflegeheimen wurde durchgeführt. Zur Datenerhebung wurde ein standardisierter und geprüfter Fragebogen verwendet.

Ergebnisse: Die Prävalenz von Mangelernährung lag in den Krankenhäusern bei 25,1% und in den Pflegeheimen bei 25,7%. Ein Mangelernährungsrisiko lag bei 21,8% der KrankenhauspatientInnen und 30,3% der PflegeheimbewohnerInnen vor. In den Pflegeheimen wurden signifikant häufiger Screeninginstrumente, wie beispielsweise MNA (Mini Nutritional Assessment) oder MUST (Malnutrition Universal Screening Tool), für die Erfassung von Mangelernährung verwendet als in Krankenhäusern. In beiden Settings wurden orale Nahrungsergänzungsmittel und Zwischenmahlzeiten häufiger eingesetzt als enterale oder parenterale Ernährung. Bei 38,5% der mangelernährten KrankenhauspatientInnen und 13,0% der mangelernährten PflegeheimbewohnerInnen wurden keine ernährungsbezogenen Maßnahmen durchgeführt. 14 Krankenhäuser und 13 Pflegeheime hatten eine Richtlinie zur Prävention und Behandlung von Mangelernährung.

Schlussfolgerung: Diese Daten erlauben einen ersten Einblick in die Thematik, wodurch deutlich wurde, dass bezüglich der Erfassung und Behandlung von Mangelernährung erhebliche Defizite in Österreichs Krankenhäusern und Pflegeheimen bestehen. In Zukunft sollten daher vermehrt Richtlinien zur Prävention und Behandlung von Mangelernährung sowie Screeninginstrumente implementiert werden, um die pflegerische Versorgung von RisikopatientInnen und/oder mangelernährten PatientInnen zu verbessern.