Aktuelle Ernährungsmedizin 2011; 36 - P1_4
DOI: 10.1055/s-0031-1276755

Frailty in der Nephrologie: Ernährungsmedizinische Interventionen bei frail bzw. pre-frail NTX-PatientInnen mit Niereninsuffizienz auf der nephrologischen Ambulanz an der Universitätsklinik Graz

A Fink 1, H Forthuber 1, G Wirnsberger 1, D Grach 1
  • 1Universitätsklinik Graz

Einführung: Ziel der Arbeit ist es einen Zusammenhang zwischen der Ernährungstherapie bei nierentransplantierten PatientInnen mit Niereninsuffizienz und dem Frailty Syndrom zu schaffen. Seit dem Jahr 1998 nimmt die Anzahl an Nierentransplantationen in Österreich stetig zu, wobei sich vor allem innerhalb der über 64-Jährigen die Anzahl der Nierentransplantationen erhöht hat und ein Rückgang der Dialyseverfahren zu verzeichnen ist. Das Frailty Syndrom nimmt bei geriatrischen PatientInnen zunehmend einen höheren Stellenwert ein, einhergehend mit dem Verlust der Selbstständigkeit, Hospitalisierung und erhöhtem Morbiditäts- und Mortalitätsrisiko.

Methode: Es wurden ernährungsmedizinische Erhebungen auf der nephrologischen Ambulanz im Zeitraum November bis Dezember 2009 durchgeführt. Dazu wurden zwei aufeinanderfolgende Ernährungsberatungen (mittels Beratungsbroschüre, Fragebogen und Berücksichtigung spezifischer Laborparameter) bei frail bzw. pre-frail nierentransplantierten PatientInnen mit Niereninsuffizienz umgesetzt. Des Weiteren wurden Literaturrecherchen durchgeführt.

Ergebnisse: Aufgrund der hohen Prävalenz des Frailty Syndroms bei NTX-insuffizienten PatientInnen nimmt die adäquate Ernährungstherapie auf diesem Gebiet an Bedeutung zu. Die Schwerpunkte der Beratungen sind die Eiweiß- und Energiezufuhr, die individuell auf den Ernährungszustand der PatientInnen abgestimmt werden müssen. Hervorgehend aus den Erhebungen erreichen nur 25% der ProbandInnen ihren Gesamtenergiebedarf. Aufgrund der durchgeführten Ernährungsinterventionen konnte eine Verminderung an tierischem Eiweiß (elf von elf ProbandInnen) verzeichnet werden, hingegen wurde die Aufnahme an pflanzlichem Protein bei 12 von 14 ProbandInnen gesteigert. Ausschließlich zwei PatientInnen zeigten labordiagnostische Verbesserungen der ausgewählten Parameter (Harnstoff, Cystatin C, Präalbumin). Die Multimorbidität steht bei der Therapie des Frailty Syndroms und der Insuffizienz des Nierentransplantats im Vordergrund. Das wesentliche Problem der PatientInnen stellt nicht die Nachvollziehbarkeit der Beratungsinhalte dar, sondern vielmehr deren Umsetzung. Eine intensivierte Betreuung der PatientInnen durch DiätologInnen ist notwendig, um eine Stabilität des Gesundheitszustandes zu ermöglichen.

Schlussfolgerung: Derzeit besteht ein Mangel an aussagekräftigen Studien, die sich mit dem Zusammenhang des Frailty Syndroms und der Nierentransplantatinsuffizienz befassen. Diese Tatsache verdeutlicht die Notwendigkeit weiterer Forschung auf diesem Gebiet, um klar strukturierte Empfehlungen in der Ernährungstherapie auszusprechen.