physiopraxis 2011; 9(3): 16
DOI: 10.1055/s-0031-1275429
physiowissenschaft

Hüftgelenk-Impingement – Beweglichkeit mit Goniometer bestimmen

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Publication Date:
18 March 2011 (online)

 

Um bei Patienten mit femoroacetabulärem Impingement die passive Beweglichkeit des Hüftgelenks zu bestimmen, eignet sich ein Goniometer. Das gemessene Bewegungsausmaß entspricht zwar nicht exakt dem tatsächlichen Wert, ist aber zuverlässig reproduzier- und damit vergleichbar.

Silvio Nussbaumer vom neuromuskulären Forschungslabor in Zürich und seine Kollegen wollten zwei Dinge überprüfen: Inwiefern sich ein Impingementsyndrom des Hüftgelenks auf dessen Beweglichkeit auswirkt und ob Messungen mit einem Goniometer dabei verlässlich sind. Hierfür ermittelten sie an jeweils 15 gesunden und erkrankten Probanden das Ausmaß aller Bewegungsrichtungen des Hüftgelenks – mit Ausnahme der Extension. Ein femoroacetabuläres Impingement war bei den Betroffenen klinisch und röntgenologisch nachgewiesen worden. Zweimal hintereinander führte ein Untersucher, der bezüglich des Hüftgelenkzustandes der Probanden verblindet war, die passiven Messungen in Rückenlage durch. Eine Woche später wiederholte er sie. Für die damit zu beurteilende Test-Retest-Reliabilität achteten die Forscher auf identische äußere Rahmenbedingungen wie Tageszeit der Untersuchung und Raumtemperatur.

Die Genauigkeit des Goniometers überprüften sie, indem sie alle Bewegungstests des Hüftgelenks zur gleichen Zeit mit einem elektromagnetischen, computergestützten Trackingsystem (ETS) testeten. Dieses gilt in der Wissenschaft als standardisiertes Instrument. Über die an knöchernen Landmarken befestigten Sensoren misst es ein beinahe anatomisch korrektes Bewegungsausmaß.

Die Resultate der Goniometermessung ergaben im Schnitt um circa 20° größere Winkel als das Trackingsystem. Die Autoren stellten eine hohe Übereinstimmung beider Instrumente lediglich für die Abduktion und die Innenrotation fest. Die Test-Retest-Reliabilität des Winkelmessers war allerdings mit Ausnahme der Adduktion gut. Beim Vergleich der Hüftgelenkbeweglichkeit zwischen den symptomatischen und den gesunden Probanden konnten die Forscher nachweisen, dass die Patienten ein signifikant geringeres Bewegungsausmaß in Abduktion hatten.

Nussbaumer und seine Kollegen fassen zusammen, dass das Goniometer bei der Hüftgelenkbeweglichkeit übermäßige Werte erzielt. Eine Erklärung hierfür sehen sie in der durch unkontrollierte Beckenbewegungen erschwerten anatomisch korrekten Platzierung des Geräts. Aufgrund seiner guten Test-Retest-Reliabilität empfehlen sie dennoch, das Goniometer in der Praxis zu nutzen.

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BMC Musculoskelet Disord 2010; 11: 194

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