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DOI: 10.1055/s-0031-1275216
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart ˙ New York
Notfälle in der Nephrologie – Akutes Nierenversagen und Sepsis
Publikationsverlauf
Publikationsdatum:
14. März 2011 (online)
Quelle: Mehta RL, Bouchard J, Soroko SB et al. Sepsis as a cause and consequence of acute kidney injury: Program to Improve Care in Acute Renal Disease. Intensive Care Med 2011; 37: 241-248
Thema: Das akute Nierenversagen (ANV) bzw. "acute kidney injury" (AKI) beeinflusst wesentlich die Mortalitätsrate bei Patienten mit einem septischen Krankheitsbild. Die Sepsis selbst ist oft die Ursache eines ANVs. Unklar war bislang, wie häufig eine Sepsis als Folge eines ANVs auftritt. In dieser Studie untersuchten die Autoren die Inzidenz und das "Outcome" von Patienten, die eine Sepsis nach einem ANV entwickelten.
Projekt: Die multizentrische Beobachtungsstudie im Rahmen des PICARD[1]-Programmes sollte u. a. die Hypothese überprüfen, dass Patienten häufig nach einem ANV eine Sepsis entwickeln, dadurch die Regenerierung der Nierenfunktion verzögert oder unmöglich und der Krankenhausaufenthalt verlängert wird sowie das Mortalitätsrisiko steigt. Die Studie wurde an 5 Zentren in Nordamerika durchgeführt. Es wurden Daten von 618 schwer kranken Patienten auf der Intensivstation analysiert. Die Patienten wurden nach der Schwere der Sepsis und nach dem Zeitpunkt des Auftretens der Sepsis in Folge des ANVs stratifiziert.
Ein ANV oder AKI wurde angenommen, wenn bei einem Ausgangskreatinin von weniger als 133 µmol/l der Wert um mehr als 44 µmol/l anstieg oder bei einem Ausgangswert von mehr als 133 µmol/l (aber weniger als 442 µmol/l Serumkreatinin) um mehr als 88 µmol/l anstieg. Die Ausgangskreatininwerte wurden in den letzten 6 Monaten vor der Aufnahme bestimmt. Die Evaluation hinsichtlich des Vorliegens eines "systemic inflammatory response syndromes" (SIRS) erfolgte nach den Kriterien der "American College of Chest Physician/Society of Critical Care Medicine guidelines".
Ergebnis: Von den 611 Patienten mit ANV entwickelten 243 Patienten (40 %) eine Sepsis im Mittel 5 Tage nach dem Auftreten eines ANVs. Die Mortalitätsrate war mit 44 % in diesem Patientenkollektiv signifikant höher im Vergleich zu Patienten, die keine Sepsis (N = 243, 21 %) erlitten. Patienten, die eine Sepsis im Gefolge eines ANVs entwickelten, mussten sich häufiger einer Dialysebehandlung unterziehen (70 vs. 50 %) und waren im Schnitt 10 Tage länger im Krankenhaus als solche, die zwar ein ANV, aber keine Sepsis hatten. Oligurie, große Flüssigkeitseinlagerungen und Schweregrad der Erkrankung waren Prädiktoren für eine Sepsis, die einem diagnostizierten ANV folgte.
Fazit: Ein septisches Krankheitsbild tritt häufig im Gefolge oder nach einem diagnostizierten ANV auf. Dies korreliert dann mit einer schlechten Prognose, einer hohen Mortalitätsrate und ist für verlängerte Krankenhausaufenthalte verantwortlich. Weitere Untersuchungen sollten klären, wie dieses schwere Krankheitsbild frühzeitiger zu erkennen und besser zu behandeln ist, um so die Prognose der Patienten zu verbessern.
Schlüsselwörter akutes Nierenversagen - Sepsis - Intensivmedizin
Prof. Dr. Gerhard Anton Müller, Göttingen