Zeitschrift für Palliativmedizin 2011; 12(3): 116
DOI: 10.1055/s-0031-1274677
Perspektiven

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Publication Date:
17 May 2011 (online)

 

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

Kürzlich erhielt eine Mitarbeiterin vom Team zur Begrüßung eine Wolldecke geschenkt: „Natürlich ist eine Decke ein Pallium. Aber nicht nur zum Kuscheln. Wir erwarten uns, dass Du den zudeckenden Mantel auch mal wegziehst und offen legst, was drunter ist.“ Ein treffendes Bild für Soziale Arbeit in Palliativ- und Hospizteams. Denn: Ist der ganzheitliche Ansatz von Palliative Care mehr als nur ein Postulat?

Der Beitrag von Maria Wasner, erste und bislang einzige Professorin für Soziale Arbeit in Palliative Care, gibt Stoff zum Nachdenken. Er deckt auf, wie wenig Klarheit über Soziale Arbeit besteht. Sie leidet oft unter einer unscharfen Aufgabenstellung und einem diffusen Berufsbild. Dies zeigt sich als Mangel an gesetzlichen Vorgaben zur Anwesenheit von Sozialarbeitern in Palliativteams, an Transparenz über die Aufgaben und Kompetenzen, an Forschung und an Integration palliativer Themen in der Ausbildung.

Palliative Care denkt jedoch ressourcenorientiert. Maria Wasner findet dafür eine Parabel von Blinden um einen Elefanten. Das trifft meine Erfahrungen im Palliativteam. Dort hatten die Sozialarbeiter viele Funktionen und Aufgaben. Vor allem zwangen sie dazu, den Blick immer wieder von neuem auf die individuellen Bedürfnisse der Patienten und der Angehörigen zu richten, gerade dann, wenn diese konträr zu den Erwartungen des Teams waren. Sie haben vor allem auch einen Blick für die eigenen Bedürfnisse des Teams. Sie sind in der Lage, den Kuschelfaktor zu pflegen, aber auch, die Kuscheldecke wegzuziehen und unbequemes anzugehen. Dies wünsche ich den Leserinnen und Lesern aller Professionen!

Prof. Dr. Traugott Roser
Rubrikenherausgeber

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