Gesundheitswesen 2011; 73 - P31
DOI: 10.1055/s-0031-1274480

Windpocken: Zu einer Häufung unter somalischen Asylsuchenden in zwei Erstaufnahmeeinrichtungen in München

A Niedermeier 1, C Dreweck 1
  • 1Landeshauptstadt München, Referat Gesundheit und Umwelt

In Deutschland sind Windpocken (Varizellen) bei Erwachsenen aufgrund der hohen Durchseuchungsrate im Vorschulalter sehr selten. Auf dem afrikanischen Kontinent zieht sich die Durchseuchung mit Varizellen bis in die Adoleszenz und ins Erwachsenenalter. Varizelleninfektionen können bei Schwangeren und Erwachsenen zu schweren Komplikationen führen. Beschrieben wird eine Varizellenhäufung mit 7 erkrankten Erwachsenen, die in zwei Erstaufnahmeeinrichtungen in München auftrat. Umfangreiche Präventionsmaßnahmen in den betroffenen Einrichtungen durch das Referat für Gesundheit und Umwelt waren notwendig: Information zur Erkrankung und zu den Risikogruppen, Identifikation von Schwangeren und Überprüfung des Varicella-Zoster-Virus-Immunstatus, Vorstellung Schwangerer bei fehlendem Immunschutz beim Gynäkologen. Massenimpfaktion der übrigen Bewohner der Einrichtung zur Eindämmung des Ausbruchs.

Schlussfolgerung:

Bei einem Infektionsausbruch in einer Flüchtlingsunterkunft sind ggf. weitergehende Schutzmaßnahmen zu ergreifen. Erkrankte sollten isoliert untergebracht werden. Ungeschützten Personen soll eine Postexpositionsimpfung (bei Varizellen innerhalb von fünf Tagen nach Exposition) angeboten werden. Im Rahmen des Ausbruchs müssen Schwangere, Neugeborene und Immungeschwächte mit unklarem oder seronegativem Varizellen-Immunstatus räumlich getrennt untergebracht werden.