Klin Padiatr 2011; 223 - V09
DOI: 10.1055/s-0031-1273789

Kardiovaskuläre Komorbidität bei Kindern mit chronischer Niereninsuffizienz: erste Ergebnisse der 4C-Studie

A Doyon 1, D Kracht 2, R Zeller 3, A Melk 4, E Wühl 1, U Querfeld 5, F Schaefer 6
  • 1Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin, Heidelberg
  • 2Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin, Medizinische Hochschule Hannover, Hannover
  • 3Kinder- und Jugendmedizin, Charité Berlin, Berlin
  • 4Klinik für pädiatrische Nieren-, Leber- und Stoffwechselerkrankungen, Medizinische Hochschule Hannover, Hannover
  • 5Klinik für Pädiatrische Nephrologie, Charité Universitätskrankenhaus, Berlin
  • 6Klinik Kinderheilkunde I, Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin, Heidelberg

Ziel: Die 4C-Studie untersucht die Prävalenz, Ausprägung und Progression kardiovaskulärer Risikofaktoren bei Kindern mit präterminaler chronischer Niereninsuffizienz (CNI). Methoden: Die prospektive Beobachtungsstudie erfasst 6- bis 17-jährige Patienten mit GFR 10–45ml/min/1.73 m2. Neben der Erfassung detaillierter anamnestischer und klinischer Daten erfolgt eine kardiovaskuläre Basisevaluation mit Carotis-Sonografie, Pulswellenanalyse und Echokardiografie. Seit Januar 2010 führten 8 regionale Studienkoordinatoren bei 591 Patienten in 50 kindernephrologischen Zentren in 12 europäischen Ländern (49% Türkei, 17% Deutschland, 9% Frankreich) die standardisierte Eingangsuntersuchung durch. Ergebnisse: CAKUT ist mit 63% die häufigste Erkrankungsgruppe, gefolgt von Glomerulopathien (8%), polyzystischen (6%) und metabolischen (5%) Nephropathien sowie Nephronophthise (4%). Laborchemisch zeigen 30% der Patienten eine signifikante Anämie (Hb <11g/dl); 36% erhalten Eisen-, 34% Epo-Präparate. 24% sind hyperphosphatämisch; 69% der Kinder erhalten aktives Vitamin D, 54% Phosphatbinder. Ein Drittel aller Kinder weist eine signifikante metabolische Azidose auf (Serum-Bikarbonat <20 mmol/l); 53% erhalten eine orale Bikarbonatsubstitution. 31% der Patienten sind kleinwüchsig; nur 8% erhalten eine Wachstumshormon-Behandlung. 70% sind Hypertoniker; 53% werden antihypertensiv behandelt. 22% der Patienten wiesen erhöhte Praxis-Blutdruckwerte auf. Eine linksventrikuläre Hypertrofie (LVMI >38.5) liegt bei 22% der Patienten vor, bei 8% ist sie schwer ausgeprägt (LVMI >51). Die Prävalenz einer pathologisch erhöhten Carotis-Intima-Media-Dicke ist 17% bei Patienten im CNI-Stadium 3b, 23% im Stadium 4 und 31% im Stadium 5. Zusammenfassung: Kinder mit chronischer Niereninsuffizienz weisen bereits im prädialytischen Stadium eine hohe Prävalenz kardiovaskulärer Störungen auf. Die metabolischen Komplikationen der CNI werden medikamentös nur unvollständig kompensiert.