Klinische Neurophysiologie 2011; 42 - P360
DOI: 10.1055/s-0031-1272807

Sonografie bei Läsionen des N. radialis

A. Lämmer 1, A. Schramm 1
  • 1Erlangen

Fragestellung: Die Nervensonografie von Engpasssyndromen des N. medianus (v.a. Karpaltunnelsyndrom) und N. ulnaris (v.a. Sulcus-ulnaris-Syndrom) hat sich in den letzten Jahren als schnell durchzuführende und reliable Methode, ergänzend zur Elektrophysiologie, etabliert. Dagegen wurden zu Läsionen des N. radialis, insbesondere des Ramus profundus z.B. beim Supinator-Syndrom bislang kaum Studien publiziert.

Methode: Bei 5 Patienten mit proximaler bzw. distaler Läsion des N. radialis wurde neben der klinisch-neurologischen und elektrophysiologischen Untersuchung eine hochauflösende Sonografie des N. radialis im Seitenvergleich durchgeführt. Des weiteren wurden in einem Normalkollektiv von 18 Probanden Normwerte des N. radialis für die Querschnittsfläche (cross sectional area, CSA) am distalen Oberarm, vor der Teilungsstelle in die beiden Endäste und vor Eintritt des R. profundus in den M. supinator beziehungsweise für den anterior-posterior-Durchmesser (APD) im M. supinator erhoben.

Ergebnisse: Bei 4 der 5 Patienten ließ sich klinisch wie elektrophysiologisch eine proximale Läsion des N. radialis nachweisen. Sonographisch zeigte sich nur bei einer Patientin eine umschriebene proximale Läsion, alle 4 Patienten zeigten jedoch absolut (APDpath 1,30mm±0,1mm versus APDnorm 0,67mm±0,18mm, p<0,001) und im Vergleich zur Gegenseite (Quotient APDpath/ges 2,20±0,81) auch eine ungewöhnliche Verdickung des R. profundus im M. supinator. Ein Patient zeigte ein klassisches Supinator-Syndrom. Hier ließ sich eine umschriebene Verdickung vor, nicht dagegen im M. supinator nachweisen.

Schlussfolgerung: Aufgrund unserer vorliegenden Erfahrungen ist die hochauflösende Nervensongrafie eine geeignete Methode um insbesondere auch die distalen Abschnitte des N. radialis (R. profundus) sicher darzustellen. Die Ursache der bei allen Patienten mit proximaler Läsion nachweisbaren läsionsfernen, distalen Verdickung im Bereich der Supinator-Loge ist dabei unklar. Demgegenüber zeigte der Patient mit klassischem Supinator-Syndrom, analog zu den bei anderen Engpasssyndromen beschriebenen Veränderungen, eine zu erwartende Verdickung vor der anzunehmenden Engstelle.