Klinische Neurophysiologie 2011; 42 - P347
DOI: 10.1055/s-0031-1272794

Kognitive funktionelle MRT zeigt Motorkortex Koaktivierung unter kognitiver Last bei Juveniler Myoklonischer Epilepsie

C. Vollmar 1, J. O'Muircheartaigh 1, M. Symms 1, G. Barker 1, V. Kumari 1, P. Thompson 1, J. Duncan 1, M. Richardson 1, M. Koepp 1
  • 1München; London, UK

Fragestellung: Juvenile myoklonische Epilepsie (JME) ist klinisch charakterisiert durch morgendliche Myoklonien der Arme und seltene generalisiert tonisch klonische Anfälle. Patienten berichten häufig von Anfallshäufung unter kognitiver Anstrengung. JME ist als generalisierte Epilepsie klassifiziert, aber es gibt zunehmende Hinweise auf eine besondere Rolle des Frontallappens in der Pathogenese der JME. Wir untersuchten kortikale Aktivierungsmuster während eines Arbeitsgedächtnisparadigmas.

Methoden: 29 Patienten mit JME und 26 gesunde Kontrollpersonen wurden mittels funktioneller MRT während eines anspruchsvollen räumlichen Arbeitsgedächtnis-Paradigma untersucht. Das Paradigma hat drei Schwierigkeitsgrade („0 back“, „1 back“ und „2 back“) und Ruhephasen (Fadenkreuz Fixierung). Verschiedene Kontraste erlaubten eine Darstellung der Motorkomponente sowie der kognitiven Komponente des Paradigmas. Zusätzlich wurde die funktionelle Konnektivität verschiedener Regionen untersucht.

Ergebnisse: Patienten und Kontrollen zeigten bilateral frontale und parietale kortikale Aktivierung durch das fMRI Paradigma. Es gab keinen Gruppenunterschied für die leichte „0-back“ Bedingung, aber es zeigte sich erhöhte Koaktivierung des Motorkortex und der SMA bei Patienten mit JME während der „1-back“ Bedingung und eine Verstärkung dieser Koaktivierung während „2-back“ (p<0,05). Der Effekt war stärker bei Patienten mit aktiver Epilepsie und stärker bei Patienten die am Morgen untersucht wurden. Die funktionelle Konnektivität zwischen dem Motorkortex und dem bilateral frontalen und parietalen kognitivem Netzwerk war bei JME Patienten erhöht.

Schlussfolgerungen: Die Ergebnisse belegen eine erhöhte funktionelle Kopplung zwischen kognitiven Arealen des Frontallappens und dem motorischen System bei JME. Übererregbarkeit der Motorkortex ist ein bekanntes Phänomen bei JME, aber dies ist der erste Beleg für eine Koaktivierung des Motorsystems durch kognitive Anstrengung. Dies bietet eine Erklärung für den anfallsprovozierenden Effekt von kognitiver Tätigkeit bei JME.