Klinische Neurophysiologie 2011; 42 - P343
DOI: 10.1055/s-0031-1272790

Untersuchung des kortikalen Tinnitus-Netzwerks mit Positronen-Emissions-Tomografie: Identifikation von Subgruppen mittels Clusteranalyse

M. Schecklmann 1, M. Landgrebe 1, S. Poljansky 1, J. Burger 1, T. Pöppl 1, T. Kleinjung 1, P. Männer 1, J. Marienhagen 1, D.S. Wack 1, G. Hajak 1, B. Langguth 1
  • 1Regensburg; New York, US

Fragestellung: Ziel der Arbeit war die Identifikation von Tinnitus-Subgruppen an Hand metabolischer Hirnaktivität gemessen mit Positronen-Emissions-Tomografie (PET) auf der Basis eines clusteranalytischen Verfahrens.

Methoden: Untersucht wurden die Gehirnaktivität (FDG-PET) bei 91 Patienten mit subjektivem Tinnitus (>6 Monate). Subgruppen wurden mittels einer hierarchischen Clusteranalyse an Hand der Ward-Methode identifiziert und mittels Statistical Parametric Mapping (SPM) verglichen.

Ergebnisse: Mit dem Kriterium einer minimalen Gruppengröße von 15 konnten vier Gruppen identifiziert werden. Diese Gruppen unterschieden sich nicht in Tinnitus- (Dauer, Lateralität und Belastung) und Stichproben-Merkmalen (Alter, Geschlecht, Hörvermögen, Depressivität, Persönlichkeit), aber in dem räumlichen Hirnaktivierungsmuster. Ein Cluster zeigte die Hauptaktivität im Bereich des Kleinhirns, einer im Bereich des ventromedialen präfrontalen Kortex (VMPFC), einer im Bereich des anterioren Zingulums (ACC) und einer im Bereich des superior frontalen Gyrus.

Schlussfolgerungen: Inhaltlich kann spekuliert werden, inwieweit die identifizierten Subgruppen mit charakteristischen Hirnaktivierungsmustern bestimmten ätiologisch relevanten Merkmalen (VMPFC – Habituations- bzw. Filterproblem; ACC – emotionale Verarbeitung) zugeordnet werden können. Die Ergebnisse zeigen aber die prinzipielle Möglichkeit auf, bildgebende Verfahren zu nutzen, um Zielregionen für Hirnstimulationsverfahren auf individueller Ebene zu definieren.