Klinische Neurophysiologie 2011; 42 - P332
DOI: 10.1055/s-0031-1272779

Semiautomatische Volumetrie temporo-mesialer Strukturen bei neu aufgetretener, Anktikörper-positiver limbischer Enzephalitis

J. Wagner 1, B. Weber 1, P. Trautner 1, C.E. Elger 1
  • 1Bonn

Fragestellung: Die limbische Enzephalitis (LE) ist eine autoimmunentzündliche Erkrankung, die typischerweise im Erwachsenenalter beginnt und mit Temporallappenanfällen, mnestischen Defiziten und affektiver Symptomatik einhergeht. Im MRT finden sich im akuten Stadium häufig hyperintense und volumenvermehrte temporo-mesiale Strukturen. In einigen Fällen sind die bildmorphologischen Veränderungen jedoch diskret, was die Diagnose erschwert. Mit dem Ziel, ein objektives Maß für diese Volumenvermehrung zu erhalten und die diagnostische Sensitivität und Spezifität des MRTs zu verbessern, führten wir eine volumetrische Analyse temporo-mesialer Strukturen bei Patienten mit neu aufgetretener, Antikörper-positiver (Ak-pos) LE durch und verglichen diese mit einer Normdatenbank.

Methoden: Wir schlossen 12 Patienten mit Ak-pos LE ein, deren erstes MRT inklusive 3D-T1-Datensatz innerhalb des ersten Jahres nach Erkrankungsbeginn durchgeführt wurde. Die Normdatenbank setzte sich aus 100 gesunden Probanden zusammen, die hinsichtlich Alter und Geschlechtsverteilung an das Patientenkollektiv angepasst wurde.

Die volumetrische Analyse von Hippokampus (HC) und Amygdala (AM) wurde mit FreeSurfer (4.5.0) durchgeführt und manuell korrigiert (geblindeter Auswerter, Dauer der manuellen Korrektur pro Individuum ca. 45min). Aufgrund der progredienten Hirnatrophie mit zunehmendem Lebensalter wurden die Volumina als prozentualer Anteil am individuellen Gesamthirnvolumen ausgegeben (keine signifikante Korrelation mit dem Lebensalter).

Ergebnisse: Insgesamt konnte bei 11 der 12 untersuchten Patienten eine signifikante Zunahme dieses Wertes im Bereich der temporo-mesialen Strukturen als Hinweis auf eine akute Entzündung beobachtet werden, wobei die AM (10/12)häufiger betroffen war als der HC (3/10). Eine signifikante Abnahme des prozentualen Wertes als Hinweis auf eine bereits abgelaufene Entzündung beobachteten wir bei insgesamt 3 Patienten (1xAM, 2xHC).

Eine Korrelation mit dem EEG und der neuropsychologischen Testung ergab, dass bei jeweils 9 der 12 Patienten die Seite der größten Abweichung vom Normkollektiv mit der Seite des EEG-Fokus bzw. der neuropsychologischen Defizite übereinstimmte.

Schlussfolgerungen: Die semiautomatische volumetrische Analyse bietet ein objektives Maß für Volumenänderungen der temporo-mesialen Strukturen, die häufig bei der LE beobachtet werden und kann zur Verbesserung der bildmorphologischen Diagnostik bei dieser Erkrankung beitragen.