Klinische Neurophysiologie 2011; 42 - P294
DOI: 10.1055/s-0031-1272741

Die Rolle der Neurotransmitter Dopamin und Acetylcholin bei der Interaktion von selektiver Aifmerksamkeit und Arbeitsgedächtnis

A. Vellage 1, A. Becke 1, H. Strumpf 1, J.M. Hopf 1, N.G. Müller 1
  • 1Magdeburg

Die Kapazität unseres visuellen Arbeitsgedächtnisses ist limitiert und variiert individuell (Luck & Vogel, 1997). Aktuelle Studien legen nahe, dass Probanden, die eine niedrige Gedächtniskapazität aufweisen, nicht hinreichend in der Lage sind Aufgabenirrelevantes auszublenden, sondern dieses ebenfalls im Gedächtnis speichern (McNab & Klingberg, 2008; McNab et al., 2008, Vogel et al., 2005). Ein direkter Nachweis dieser Vermutung wurde aber nie erbracht, denn in keiner der genannten Studien wurde die Erinnerungsleistung für irrelevante Stimuli tatsächlich überprüft. In dieser Arbeit zeigen wir erstmals, dass irrelevante Stimuli, die eine andere Antwort als die relevanten implizieren, zu vermehrten Fehlen und langsameren Reaktionen bei Probanden mit niedriger Gedächtniskapazität führen. Weiterhin untersuchten wir, wie Selektion durch Aufmerksamkeit und Speicherung im Arbeitsgedächtnis durch pharmakologische Modulation des Neurotranmitterlevels beeinflusst werden. Wir konnten zeigen, dass Arbeitsgedächtnisprozesse eher von der Dopaminkonzentration, selektive attentionale Prozesse eher von der Acetylcholinkonzentration abhängig sind. Junge Menschen mit hoher oder niedriger Gedächtniskapazität profitieren dabei ganz unterschiedlich von der Modulation der Neurotransmitterkonzentration. Die Ergebnisse dieser Studie unterstützen die Hypothese, wonach die individuelle Arbeitsgedächtniskapazität mit der Fähigkeit korreliert, mittels selektiver Aufmerksamkeit irrelevante Informationen ausblenden zu können und leisten einen wichtigen Beitrag zum Verständnis der individuellen Unterschiede in der Gedächtniskapazität.