Klinische Neurophysiologie 2011; 42 - P293
DOI: 10.1055/s-0031-1272740

Steigerung der kognitiven Leistungen im Alter durch Kalorienrestriktion und Omega-3 Supplementierung

L. Kerti 1, H. Rupp 1, C. Krohn 1, A.V. Witte 1, A. Flöel 1
  • 1Berlin

Fragestellung: Zahlreiche Studien legen nahe, dass eine kalorienreduzierte (CR) oder an Omega-3-Fettsäuren reiche Ernährung die Gehirnleistung positiv beeinflussen kann (Gomez-Pinilla, 2008; Stranahan & Mattson, 2008). In einer Pilotstude konnte die Arbeitsgruppe zeigen, dass eine energiereduzierte Diät die Gedächtnisbildung verbessert (Witte et al., 2009). In einer laufenden Studie sollen die Ergebnisse in einer größeren Kohorte repliziert und zusammen mit einer Omega-3 Supplementierung näher untersucht werden.

Methoden: In die Studie werden 125 gesunde Probanden (Alter 50–80, BMI 25–30) eingeschlossen und in 3 Gruppen stratifiziert (1. CR, 2. Fischölkapseln, 3. Placebo). Jeder Proband wird vor und nach 6monatiger Intervention mittels einer neurologischen Testbatterie getestet und erhält eine strukturelle und funktionelle MRT-Messung des Gehirns. Größe, Gewicht und Körperfettgehalt werden gemessen und der periphere Nüchtern-Spiegel von Entzündungsmarkern, Lipidprofil, Glukosemetabolismus und Neurotrophinen im Blut bestimmt.

Ergebnisse: Die vorläufige Analyse zeigte, dass höhere Glukosewerte signifikant mit schlechteren Ergebnissen bei Testungen von Exekutivfunktionen korrelieren (r=0,25; p=0,016). Höhere Werte des Neurotrophins BDNF (brain-derived neurotrophic factor) korrelieren signifikant mit besseren Ergebnissen des Verbalen Lern- und Merkfähigkeitstests (r=0,42; p=0,003). Gemäß der Pilotstudie wird für die Längsschnittdaten erwartet, dass es zu verbesserter Kognition in den Gruppen 1 und 2 kommt.

Schlussfolgerungen: Die Querschnittsdaten zeigen, dass ein besseres deklaratives Gedächtnis in signifikantem Zusammenhang mit einem niedrigen Glukosespiegel, sowie mit höheren BDNF-Werten steht. Dies könnte Ursache für eine verbesserte Signalübertragung sein und folglich mit einer gesteigerten Gehirnleistung einhergehen (Stranahan & Mattson, 2008). Die erwarteten Daten könnten klären, in Wiefern eine Ernährungsmodifikation zu einer Steigerung der kognitiven Leistungen führt mit dem Ziel neue Präventions- und Therapiestrategien gegen den funktionellen und strukturellen Abbau des Gehirns zu entwickeln.

Literatur:

[1] Gomez-Pinilla, F. (2008), Nature Reviews Neuroscience, vol. 9, no. 7, pp. 568–78, 2008.

[2] Stranahan, A. M., Mattson, M. P. (2008), Neuromolecular Medicine, vol. 10, no. 4, pp. 209–18, 2008.

[3] Witte, A.V., Fobker, M., Gellner, R., Knecht, S., Flöel, A. (2009), PNAS, vol. 106, no. 4, pp. 1255–60.