Klinische Neurophysiologie 2011; 42 - P275
DOI: 10.1055/s-0031-1272722

Hypästhesie verschiedener Qualitäten bei Patienten mit idiopathischer Handdystonie

I. Suttrup 1, D. Oberdiek 1, J. Suttrup 1, N. Osada 1, S. Evers 1, M. Marziniak 1
  • 1Münster, Bremen

Studien mit Patienten mit idiopathischer Handdystonie legen die Vermutung nahe, dass neben der allgemein bekannten motorischen Komponente der Erkrankung, repräsentiert durch unwillkürliche Kontraktion antagonistischer Muskeln, auch eine zusätzliche Beteiligung des somatosensorischen Nervensystems vorliegt. Das Ausmaß dieser Beeinträchtigung ist allerdings unklar.

Aus diesem Grund wurden 10 Patienten mit idiopathischer rechtsseitiger Handdystonie sowie 10 gesunde altersgematchte Kontrollpersonen mit Kontakt-Hitzeevozierten Potentialen (CHEPS) und der Quantitativen Sensorischen Testung (QST) untersucht.

CHEPS: Es erfolgte eine Stimulation an Unterarm und Handrücken beider Körperseiten durch Serien von jeweils 15 aufeinander folgenden Hitzereiz-Stimuli von 51°C. Die am Scheitel (Pz) abgeleiteten Potentiale zeigten signifikant reduzierte A-δ-Amplituden der betroffenen Seite der Patienten im Vergleich zur nicht betroffenen Seite und den gesunden Kontrollen. Auch die numerischen Schmerzratings waren signifikant erniedrigt.

QST: Die Quantitative Sensorische Testung zeigte eine Beeinträchtigung der thermalen Detektionsschwellen (CDT, WDT), der mechanischen Schmerzempfindlichkeit (MPS) und der mechanischen Schmerzschwelle (MPT) auf der betroffenen Körperseite der Patienten.

Unsere Ergebnisse lassen auf einen deutlichen Verlust verschiedener sensibler Funktionen der betroffenen Seite im Vergleich zur kontralateralen Hand und zur gesunden Kontrollgruppe bei Patienten mit idiopathischer Handdystonie schließen. Somit konnte für Dystoniepatienten zum ersten Mal ein erweiterter Verlust sensibler Funktionen gezeigt werden. Eine Differenzierung zwischen zentraler und peripherer Genese der Sensibilitätsveränderungen kann noch nicht abschließend erfolgen.