Klinische Neurophysiologie 2011; 42 - P261
DOI: 10.1055/s-0031-1272708

Funktionelle Sonografie der Gesichtsmuskulatur mit einseitiger Fazialisparese

G.F. Volk 1, N. Wystub 1, M. Pantel 1, J.H. Kim 1, H.J. Chalmers 1, O. Guntinas-Lichius 1
  • 1Jena; Guelph, CA

Fragestellung: Erste Berichte, Sonografie zur Darstellung der Gesichtsmuskulatur zu nutzen sind über 20 Jahre alt. Eine quantitative Beschreibung der gesunden Gesichtsmuskulatur und deren pathologische Veränderung durch Fazialisläsion sind aber bisher noch nicht veröffentlicht worden. Die Darstellung mit MRT und CT ist zwar möglich, aufgrund des Aufwandes, der Kosten und der Belastung des Patienten aber nicht für die klinische Routine geeignet. Ob die Sonografie die notwendige Messgenauigkeit und Reproduzierbarkeit liefern kann, um erstmals eine enge Verlaufskontrolle und funktionelle Untersuchungen an Patienten zu ermöglichen, soll diese Studie zeigen.

Methoden: Mit einem HD11 XE Ultraschallsystem von Philips, Niederlande, mit zwei linearen Schallköpfen (L12–3 und L15–7io) wurden 50 Messungen an Probanden durchgeführt. Dabei dienten anatomische Landmarken wie die A. fazialis, der Processus mentalis oder die Orbitomeatallinie dazu, Messebenen zu definieren und sowohl im Seitenvergleich als auch im zeitlichen Verlauf wiederholt aufsuchen zu können.

M. frontalis, M. orbicularis oculi, M. orbicularis oris, M. depressor anguli oris, M. depressor labii inf. und M. mentalis wurden so in Entspannung und maximaler Anspannung im Querschnitt aufgezeichnet. Die Quantifizierung erfolge mit der Quantifizierungs-Software QLAB von Philips, Niederlande. Änderungen des Durchmessers, des Umfangs und der Lage zu knöchernen Landmarken wurde erfasst. Im zweiten Teil der Studie wurden diese Daten von Probanden mit denen von Patienten mit einseitiger akuter oder chronischer Fazialisparese und nach Nerven-Rekonstruktion verglichen.

Ergebnisse: Eine reproduzierbare Darstellbarkeit der oben beschriebenen Muskeln mit kommerziell erhältlicherer Technik ist sowohl im Seitenvergleich als auch im zeitlichen Verlauf möglich. Bei Patienten mit Denervierung zeigte sich eine progrediente Atrophie der vom N. Fazialis innervierten Muskulatur. Nach Reinnervation, z.B. durch eine Hypoglossus-Fazialis-Jump-Anastomose, ist sowohl eine Zunahme der Muskulatur in Ruhe als auch bei Anspannung nachweisbar.

Schlussfolgerungen: Die Technik ermöglicht es, die Muskelgeometrie einzelner Gesichtmuskeln und Muskelgruppen sowohl im Seitenvergleich als auch im Zeitverlauf zu bestimmen. Die Messung ist zeitlich aufwändig, aber für den Patienten gut tolerierbar. Damit haben wir erstmals einen leicht erhebbaren objektiven metrischen Marker sowohl für die Atrophe als auch für den post-interventionellen Therapieerfolg.