Klinische Neurophysiologie 2011; 42 - P251
DOI: 10.1055/s-0031-1272698

1Hz inhibierender rTMS über dem primär motorischen Kortex der nicht betroffenen Hemisphäre in Kombination mit einem motorischen Training zur Verbesserung der Handfunktion nach subakuten Schlaganfall

J. Podubecká 1, S. Theilig 1, K. Bösl 1, A.S. Sarfeld 1, D.A. Nowak 1
  • 1Kipfenberg, Köln, Erlangen

Einleitung: Innerhalb des Konzepts der interhemisphärischen Rivalität nach Schlaganfall wurde nachgewiesen, dass die Inhibition des primär motorischen Kortex der nicht betroffenen Hemiphäre die Funktion der betroffenen Hand verbessern kann. Es soll untersucht werden ob durch eine 1Hz rTMS über dem primär motorischen Kortex der nicht betroffenen Hemisphäre nach Schlaganfall die Effizienz eines motorischen Trainings zu Verbesserung der Funktion der Hand gesteigert werden kann.

Methodik: Patienten mit einem erstmaligen Schlaganfall und einer daraus folgenden mittelschweren sensomotorischen Handfunktionsstörung wurden in zwei Therapiegruppen randomisiert. Die Stimulationsgruppe erhielt über 15 Werktage eine inhibierende rTMS (1Hz, 900 Pulse/Tag, Intensität: 100% der motorischen Ruheschwelle), die Kontrollgruppe erhielt eine Scheinstimulation (1Hz, 900 Pulse/Tag, Intensität: 0% Stimulationsintensität). Beide Gruppen erhielten im Anschluss an die rTMS ein standardisiertes motorisches Handfunktionstraining. Die Patienten wurden zu fünf Zeitpunkten getestet: 1 Woche vor der ersten Behandlung, am Tag der ersten Behandlung, nach 1 Woche Behandlung, nach 3 Wochen Behandlung und 6 Monate nach der Behandlung. Für die objektive Evaluierung der Veränderung der Handfunktion wurden mehrere validierte motorische Tests durchgeführt. Veränderungen der kortikalen Erregbarkeit wurden elektrophysiologisch untersucht.

Ergebnisse: Die Analyse der erhobenen Daten zeigte signifikante Unterschiede zugunsten der Stimulationsgruppe. Die deutliche Verbesserung der Kinematik von Finger- und Handbewegungen zeigte die besondere Wirkung der rTMS auf die distalen Extremitätenabschnitte. Gleichzeitig zeigte sich in der Stimulationgruppe eine signifikant (50–70%) stärkere Verbesserung alltagsrelevanter Handfunktionen im Vergleich zur Kontrollgruppe. Die Verlaufsuntersuchung nach 6 Monaten zeigte dass der Unterschied zwischen den Behandlungsgruppen über diesen Zeitraum anhielt. Die Elektophysiologische Untersuchung zeigte eine bessere Verschiebung der kortikalen Erregbarkeit zugunsten der betroffenen Hemisphäre in der Stimulationsgruppe.

Zusammenfassung: Bei Patienten mit einer mittelschweren Störung der Handfunktion wird durch eine inhibierende rTMS über dem primär motorischen Kortex der nicht betroffenen Hirnhemisphäre der Therapieeffekt eines motorisches Trainings zur Verbesserung der Handfunktion signifikant gesteigert und dieser Effekt hält über mindestens 6 Monate an.