Klinische Neurophysiologie 2011; 42 - P248
DOI: 10.1055/s-0031-1272695

Dynamik des ADC-Zeitverlaufs bei akutem Mediainfarkt bei lysierten und nicht-lysierten Patienten

T.M. Ringer 1, L. Kretzer 1, D. Gräßel 1, O.W. Witte 1, H. Axer 1
  • 1Jena

Einleitung: Schlaganfall-MRT-Bildgebung mittels diffusions- und perfusionsgewichter Sequenzen hat längst Einzug in die Akutdiagnostik frischer cerebraler Ischämien in vielen Kliniken genommen. Zeitliche Veränderungen der Diffusionsstörungen mit Abfall des apparent diffusion coefficent (ADC) sowie nachfolgender Pseudonormalisierung sind bekannt. Detaillierte Untersuchungen zur zeitlichen Dynamik bestimmter Patientengruppen und Läsionsorte sind aber selten.

Fragestellung: Diese Studie hat daher den Einfluss einer systemischen Lysetherapie mit rtPA auf den ADC-Verlauf untersucht und die Hypothese geprüft, ob lysierte Patienten eine schnellere Pseudonormalisierung zeigen.

Methoden: Retrospektiv wurden sequentielle MR-Untersuchungen von Patienten mit akutem Mediainfarkt, die eine systemische Lyse mit rt-PA erhielten, analysiert und mit altersgematchten Kontrollpatienten ohne Lysetherapie verglichen. Eine Trendkurve wurde an die DWI, ADC und T2-Messwerte angepasst, um einen objektiven, generellen Zeitverlauf der MR-Parameter zu erhalten (Mittelwert±68%-Konfidenzintervalle).

Ergebnisse: 37 lysierte Patienten mit mehreren MRTs im Verlauf nach cerebraler Ischämie wurden analysiert und zeigten ihr ADC-Minimum 11±4 Stunden nach Symptombeginn. Die ADC-Werte pseudonormalisierten sich 297±211 Stunden (12±8 Tage) nach Symptombeginn. In der Kontrollgruppe mit 38 Patienten ohne Lyse war das ADC-Minimum nach 15±9 Stunden tendenziell später. Die Pseudonormalisation der ADC-Werte zeigte in der nicht lysierten Gruppe dagegen tendenziell früher nach 182±151 Stunden (7±6. Tage), wobei aufgrund der großen Konfidenzintervalle keine signifikanten Unterschiede nachweisbar sind.

Schlussfolgerung: Systemisch lysierte Patienten mit akutem Mediainfarkt zeigten in der hier untersuchten Gruppe keine signifikant frühere Pseudonormalisation. Tendenziell fiel eine früheres Erreichen des ADC-Minimums auf mit langsamerer Rückbildung, wobei statistische Unterschiede nur in größeren Patientengruppen aufgezeigt werden können.