Klinische Neurophysiologie 2011; 42 - P245
DOI: 10.1055/s-0031-1272692

Neuronale Korrelate traininginduzierter Veränderungen bei Patienten nach Schlaganfall

V. Nedelko 1, T. Hassa 1, O. Tüscher 1, F. Hamzei 1, C. Weiller 1, J. Liepert 1, M. Schönfeld 1, C. Dettmers 1
  • 1Konstanz, Allensbach, Freiburg, Magdeburg

In der neurologischen Rehabilitation wird der Bewegungsbeobachtung eine wichtige Rolle zugesprochen. Diese wird bei der Videotherapie genutzt- einem Therapieverfahren, bei dem die konzentrierte Beobachtung von Alltagsbewegungen mit deren aktiven Übung abgewechselt wird. Das Ziel dieser fMRT-Studie war es, die der Videotherapie zugrundeliegenden zentralen Reorganisationsprozesse bei Patienten nach einem Schlaganfall zu untersuchen. An der Längsschnittstudie nahmen insgesamt 56 Schlaganfallpatienten mit Handparese teil, von denen 39 auch mit fMRT vor und nach dem Training untersucht wurden. Die Patienten wurden randomisiert einer von drei Gruppen (Videotherapie, Üben nach text, usual care) zugewiesen. Die Teilnehmer der Videogruppe übten täglich ca. 1 Stunde anhand von Videos. In der Textgruppe erfolgte die Instruktion der Übungen schriftlich anhand einer Stichwortliste. Die ‘usual care’-Gruppe führte kein spezifisches Training durch. Vor und nach dem Training wurden die Patienten mittels standardisierter Testverfahren untersucht. Bei der fMRT-Untersuchung wurden den Probanden Hand-Objekt-Interaktionen dargeboten, die sie entweder in Form von statischen Bildern oder als Bewegungsvideos beobachtet (OBS) haben. In einer weiteren Bedingung haben sich die Patienten die beobachte Bewegung aus der 1 Person Perspektive vorgestellt (IMA). Auf Verhaltensebene wurde höherer Trainingseffekt in der Videogruppe im Vergleich zur Textgruppe und vor allem im Vergleich zur „usual care“ Gruppe beobachtet. Im fMRT zeigten sich in der Videogruppe trainingsinduzierte (vor vs. nach Training) Veränderungen in einem Netzwerk aus visuellen, somatosensiblen und motorischen Arealen und Kontrollstrukturen, die in der Textgruppe deutlich weniger ausgeprägt und in der „usual care“ Gruppe nicht zu beobachten waren.