Klinische Neurophysiologie 2011; 42 - A120
DOI: 10.1055/s-0031-1272666

Verwirrtheitssyndrom als klinische Manifestation des nicht-konvulsiven Status epilepticus

B. Feddersen 1, M. Einhellig 1, J. Remi 1, S. Noachtar 1
  • 1München

Fragestellung: Der Status epilepticus (SE) ist ein medizinischer und neurologischer Notfall, der mit einer signifikanten Morbidität und Mortalität assoziiert ist. Während die Diagnose eines konvulsiven SE bereits klinisch zu stellen ist, gestaltet sich die Diagnose eines nicht-konvulsiven SE aufgrund des sehr heterogenen Erscheinungsbildes schwierig. Dieser kann sich z.B. in einem isolierten Verwirrtheitssyndrom äußern. Wir führten eine prospektive Datenerhebung zur Semiologie des SE durch, um die Charakteristika der Patienten mit einem Verwirrtheitssyndrom als klinische Manifestation eines SE zu untersuchen.

Methoden: Von 2000 bis 2006 erfassten wir alle Patienten mit einem Status epilepticus, die in der Neurologischen Klinik des Klinikum Grosshadern der Universität München behandelt wurden. Dabei untersuchten wir Ätiologie, Lokalisation, Statusdauer, Therapie und Outcome.

Ergebnisse: Von 311 identifizierten Patienten hatten 36 (21männlich, 15 weiblich) ein Verwirrtheitssyndrom als klinische Ausdrucksform des SE. Bei 42% dieser Patienten (15/36) lag eine vaskuläre Läsion zugrunde. Die häufigsten Lokalisationen waren unihemsiphäriell (33%), unilateral frontal (31%), unilateral temporal (17%), unilateral parietal (8%), unilateral okzipital (6%) und unilateral zentral (3%). Die Statusdauer betrug im Mittel 5,4 Tage (min 7,5h; max 35 Tage). In 75% erfolgte eine Behandlung mit Benzodiazepinen und klassischen Antiepileptika (Phenytoin/Valproinsäure/Carbamazepin). In 92% konnte der SE durchbrochen werden.

Schlussfolgerungen: Ein isoliertes Verwirrtheitssyndrom ist zu einem kleinen Teil Ausdruck eines zumeist frontalen oder temporalem lokalisierten Status epilepticus. Die Ätiologie ist zumeist vaskulär. Auch bei relativ langer Statusdauer ist die Prognose gut und der SE sistiert auf Benzodiazepine bzw. klassische Antiepileptika.