Pneumologie 2011; 65 - P174
DOI: 10.1055/s-0031-1272133

Riesiges Hamartom der Lunge

A Morresi-Hauf 1, M Lindner 2
  • 1Institut für Pathologie, Asklepios-Fachkliniken München-Gauting
  • 2Thoraxchirurgisches Zentrum, Asklepios-Fachkliniken München-Gauting

Einleitung: Das hier vorgestellte Hamartochondrom der Lunge mit einem Durchmesser von 29cm und synchronen kleineren Hamartomen stellt eine absolute Rarität dar.

Kasuistik: 61-jährige Patientin aus Russland mit einer vor einem Jahr festgestellten an Größe progredienten linksthorakalen Raumforderung mit Atelektase des Lungenunterlappens. Nach operativer Entfernung des 2278g schweren und 29×23×13cm großen Tumors sowie kleinknotiger Veränderungen der Pleura visceralis, parietalis und diaphragmatica komplette Ausdehnung der Lunge. Der Tumor entspricht histologisch einem Hamartochondrom. Bei den kleinen Herden handelt es sich z.T. um kleine Lipome, z.T. um gemischte Proliferationen von Knorpel-, Fett- und Bindegewebe im Sinne ganz kleiner bzw. „beginnender“ Hamartome.

Diskussion: Hamartome sind die häufigsten gutartigen Tumoren der Lunge; sie bestehen aus unterschiedlichen mesenchymalen Gewebsarten (Knorpel-, Fett-, Binde- und Muskelgewebe); typischerweise prädominiert das Knorpelgewebe („Hamartochondrome“). In der Regel handelt es sich um periphere Tumoren mit einem Durchmesser von wenigen Zentimetern. Riesige Hamartome wie im vorliegenden Fall sind extrem selten. Eine weitere Besonderheit in diesem Fall stellen die gleichzeitig nachgewiesenen kleineren Tumorherde mit chondroider und adipöser Differenzierung dar, die als ein multizentrisches Tumorgeschehen anzusehen sind. Multiple Hamartochondrome sind wiederum sehr selten und von den multiplen Chondromen der Lunge abzugrenzen. Hamartochondrome sind langsam wachsende Tumoren. Die relative Beschwerdefreiheit der Patientin trotz der riesigen Neoplasie und die komplette Ausdehnung der Lunge nach der Operation sprechen für ein langsames Tumorwachstum mit Anpassung der thorakalen Organe an die Raumforderung. Rezidive bei Hamartomen sind extrem selten. Wegen der oben dargestellten Multizentrizität des Prozesses ist aber in diesem Fall bei Auftreten neuer Herde differenzialdiagnostisch an weitere Hamartochondrome zu denken.