Balint Journal 2011; 12(3): 74-76
DOI: 10.1055/s-0031-1271584
Originalarbeit

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart ˙ New York

Der Lehrer – ein schwieriger Patient?

The Teacher – A Difficult Patient?G. Brunnemann1 , S. Scheerer2
  • 1Hohen Neuendorf
  • 2Praxen in Heinersdorf
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Publication Date:
05 September 2011 (online)

Zusammenfassung

Es wird beschrieben, dass LehrerInnen (weiter Lehrer) in Behandlungssituationen häufig einen akzentuierten Status zugewiesen bekommen. Dies steht einer effektiven Behandlung gelegentlich im Wege. Pädagogische Berufe sind in besonderer Weise durch Belastungen gekennzeichnet, die zu Erschöpfungszuständen und psychosomatischen Erkrankungen führen. Die berufliche Sozialisation des Lehrers hat das Ziel, den Kindern ständig alles zu erklären. So neigt der Lehrer auch dazu, sich seine Beschwerden und das Kranksein mit eigenen Krankheitserklärungs­modellen, diagnostischen und therapeutischen Vorstellungen zu verbinden. Ärzte und Therapeuten, die diesen Hintergrund nicht kennen, geraten dann bei der Begegnung auf der Ebene eines vermuteten Machtkampfs in die Vorstellung: „Wer ist denn hier der Arzt?“. Es könnten auch „neurotische Gegenübertragungen“ mancher Ärzte aus der eigenen biografischen Geschichte vorliegen – vielleicht auch als Verschiebung auf wichtige ­Bezugspersonen. Die Berufsmotivation zum Lehrer kann auch einen Kompensationsversuch eigener Konflikthaftigkeit und Traumatisierung darstellen. Die politisch-gesellschaftliche Situation wird mit ihren Auswirkungen auf die Berufstätigkeit beschrieben. Ein psychosoziales Betreuungsmodell wird dargestellt und über dessen Ergebnisse berichtet. 

Abstract

We describe the situation in which teachers are assigned an accentuated status when undergoing treatment. This occasionally blocks an effective treatment. In a special way, teaching jobs are ­marked by strain resulting in exhaustion and psychosomatic diseases. The professional socialization of teachers determines their mission to explain everything to the children and to make it comprehensible to them. Thus teachers tend to link their discomfort and their diseases with their own explanatory models and with diagnostic and therapeutic ideas. An assumed power struggle can follow and the question arises: “Which of us is the doctor, actually?” It might also be a question of “neurotic counter transference” by some doctors from their own life-history based on negative ­experience in the course of their socialization, perhaps as a shift to important people related to most closely. The professional motivation of ­teachers may also be based on the attempt to compensate for being in a state of potential conflict a traumatization. The political-social situa­tion with its effects on the job is described. A psycho-social care model and its results are reported on. 

Literatur

  • 1 Sprenger B. Standards in der Behandlung des Burnout-Syndroms bei Fach- und Führungskräften.. In: Handbuch Gesundheitswissenschaft.. Berlin: Med. Wiss. Verlagsgesellschaft; 2007
  • 2 Curschmann D, Scheerer S, Suske R. Der Lehrer als Patient, warum ist es manchmal so schwierig?. In: Rezepte schreiben ist leicht, ABER…. Berlin: Logos; 2009
  • 3 Grassel H. Konflikte im Lehrerberuf.. In: Szewczyk H, Hrsg Konflikte im Beruf.. VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften; 1968
  • 4 Scheerer S. Ärztliche Zusammenarbeit, Krankheitsbewältigung, Arzt-Patient-Beziehung.. Stuttgart: PDP Schattauer GmbH; 2010
  • 5 Klußmann R. Psychotherapie.. Berlin und Heidelberg: Springer; 1993
  • 6 Petermann F et al. Sozialtraining in der Schule.. Berlin: Beltz; 1999
  • 7 Schulz von Thun F. Miteinander reden.. ro ro ro Sachbuch; 2001

Dr. med. S. Scheerer

FA Allgemeinmedizin, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie

Hauptstraße 15

15518 Heinersdorf

Email: sigmar.scheerer@t-online.de

Dr. med. G. Brunnemann

FÄ Innere Medizin, Psychotherapie

Teschstr. 17

16540 Hohen Neuendorf

Email: Gabriele.Brunnemann@gmx.de

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