Endoskopie heute 2011; 24 - FV38
DOI: 10.1055/s-0030-1271286

Endo-VAC-Therapie einer iatrogenen Ösophagusperforation

S Greimel 1
  • 1Kreisklinik Ebersberg gGmbH, Abteilung für Innere Medizin, Ebersberg, Germany

Die Ösophagusperforation ist ein seltenes, aber akut lebensbedrohliches Krankheitsbild mit hoher Letalitäts- und Komplikationsrate. In Abhängigkeit von Ätiologie, Lokalistaion und Ausmaß der Perforation ist ein differenziertes diagnostisches und therapeutisches Procedere erforderlich. Die häufigste Ursache der Ösophagusperforation ist iatrogen, vor allem im Rahmen einer diagnostischen oder therapeutischen Endoskopie. Neben der klassisch chirurgischen Revision, haben sich in den letzten Jahren zunehmend endoskopisch interventionelle Therapieverfahren etabliert. Dabei werden vor allem Perforationen im thorakalen Ösophagus mittels Stentimplantation behandelt. Daneben wird sowohl über die erfolgreiche intracavitäre, wie auch intraluminale Vacuumschwammtherapie berichtet.

Wir beschreiben den ungewöhnlichen Fall einer Ösophagusperforation im zervikalen Anteil nach frustanem Versuch einer Magensondenplatzierung mit anschließender Endo-VAC-Therapie.

Bei unserem 77-jährigen Patienten war eine komplikative Hemikolektomie rechts wegen Ileus bei Erstdiagnose eines neuroendokrinen Appendixkarzinoms mit Peritonealkarzinose durchgeführt worden. Am achten postoperativen Tag kam es zu einer größeren iatrogenen Ösophagusperforation im Rahmen einer frustranen Magensondenanlage mit nachfolgend collarem Hautemphysem. Endoskopisch zeigte sich im zervikalen Ösophagus, unmittelbar kaudal des oberen Ösophagussphinkters, eine ca. 10mm große freie Perforation in das Mediastinum. Auch aufgrund des fortgeschrittenen Tumorleidens wurde interdisziplinär die Möglichkeit einer chirurgischen Revision wegen fehlender OP-Fähigkeit verworfen. Wir führten daher primär und zeitnah die endoskopische Anlage eines intraluminalen Endo-Vac im Bereich der Perforationsstelle durch. Im Vorfeld wurde unter endoskopischer Sicht eine zweilumige Duodenalsonde platziert. Nach initial erwarteter klinischer und laborchemischer Verschlechterung, kam es konsekutiv bereits am zweiten postinterventionellen Tag zu einer anhaltenden Befundbesserung. Nach insgesamt vier VAC-Wechseln konnte zehn Tage nach Perforation keine Leckage mehr nachgewiesen werden und die Entzündungsparameter waren weitgehend normalisiert. Der weitere orale Kostaufbau gestaltete sich problemlos.