Endoskopie heute 2011; 24 - FV9
DOI: 10.1055/s-0030-1271257

Sicherheit und Effektivität eines speziell entwickelten „Baby-Papillotoms„ bei primär frustraner selektiver Sondierung des Gallengangs

A Riphaus 1, P am Weg 1, T Wehrmann 2
  • 1Medizinische Universitätsklinik, Ruhr-Universität, Bochum, Germany
  • 2Fachbereich Gastroenterologie, DKD, Wiesbaden, Germany

Einleitung: Die Precut-Papillotomie ist eine etablierte Methode, um bei nicht erfolgreicher selektiver Kanülierung des Gallengangs und gegebener Indikation einen Zugang zum biliären System zu erzielen. Ein 1999 erstmalig vorgestelltes kombiniertes Papillotom für Pre-Cut und Sondierung in einem Schritt mittels schmal kalibriger 3-French Spitze („Baby-S„) (Easy-Cut®, MTW, Wesel, Deutschland, sog. „Baby-Papillotom„) wurde hinsichtlich seiner Sicherheit und klinischen Effizienz über einen Zeitraum von 9 Jahren evaluiert.

Methodik: Von 2000–2008 wurden insgesamt 5.389 ERCP durchgeführt. Der Einsatz des Baby-Papillotoms erfolgte bei 345 Patienten (mittleres Alter, 63,4±16,4J, 203 w.), bei denen wegen fehlender selektiver Sondierung der Papille (es waren fünf frustrane Sondierungsversuche oder zwei akzidentelle Pankreasgangsondierungen mittels Katheter und hydrophilem Draht vorgegeben) das Baby-Papillotom verwendet wurde. Diagnose nach ERC: Choledocholithiasis (n=235, 42 Pat. mit akuter Pankreatitis), maligne Gallengangsstenose (n=46), benigne Gallengangsstenose (n=27), Sphinkter Oddi Dysfunktion (n=32) andere Diagnose (n=5).

Ergebnisse: Die initiale Sondierung des Gallengangs mit Baby-Papillotom gelang ohne Pre-Cut in 96 Fällen (28%). Hierbei fand sich eine post-interventionelle Pankreatitis bei 2/96 Patienten (2%, milde Pankreatitis). Bei 219/249 (88%) der verbliebenen Patienten konnte durch Precut-Papillotomie eine Sondierung des Gallenganges in gleicher Sitzung erzielt werden (Pankreatitis-Frequenz 4,1%). Bei 30/249 Patienten (12%) wurden letztlich zusätzliche zweite oder dritte Sitzungen (n=5) hierfür benötigt. In diesen Fällen gelang eine Gallengangssondierung nach erfolgtem Pre-Cut mit dem Baby-Papillotom in 20/30 Fällen (73%). Hingegen war ein perkutan transhepatisches Rendez-vous Verfahren (n=6) oder eine definitive perkutane Drainage bei (n=2) bei den übrigen Patienten notwendig. Eine retroperitoneale Perforation wurde nicht beobachtet. Leichte Blutungen traten insgesamt bei 38 Patienten, schwere Blutungen bei 10 Patienten auf.

Schlussfolgerung: Die Precut-Papillotomie mittels dem speziell entwickelten Baby-Papillotom hat insbesondere bei initial frustraner Sondierung des Gallengangs eine hohe Erfolgsrate (91%) in der ersten Sitzung, bei vergleichsweise niedriger Komplikationsrate und stellt somit eine Alternative zur traditionellen Precut-Papillotomie mittels modifiziertem Erlanger Papillotom dar.