Zusammenfassung
Gesundheitsschäden, die im Zusammenhang mit der Durchführung von Regionalanästhesien
entstanden sind, stellen für Patienten den zweithäufigsten Grund dar, sich an die
Schlichtungsstelle für Arzthaftpflichtfragen der norddeutschen Ärztekammern, Hannover
(Norddeutsche Schlichtungsstelle), zu wenden. Zu den gemeldeten Schäden gehören leichte
und vorübergehende Schäden sowie schwere und dauerhafte Schäden, wie z.B. eine Querschnittslähmung.
In der überwiegenden Zahl der Fälle konnte ein ärztlicher Fehler, der für den eingetretenen
Schaden kausal wäre, nicht festgestellt werden. Dennoch müssen wir alle Anstrengungen
unternehmen, die Zahl und Schwere der Schäden zu reduzieren. Dabei hilft neben einem
sorgfältigen ärztlichen Handeln, wie z.B. der Beachtung der Punktionshöhe bei rückenmarksnahen
Regionalanästhesien, auch die Benutzung technischer Hilfsmittel wie Nervenstimulator
und ultraschallgestützte Punktionen. Mit diesen Maßnahmen wird es in Zukunft möglich
sein, die Schadenshäufigkeit bei Regionalanästhesien zu senken.
Abstract
Injuries caused by regional anaesthesia are the second most common reason for a patient
to apply to the North German Arbitration Board. Part of the reported injuries are
mild and transient, while others are severe and permanent, e.g. a paraplegia after
regional anaesthesia. In the majority of the reported cases, the Arbitration Board
did not find a medical error as cause of the injury. Nevertheless, every possible
effort needs to be made to reduce the number and the severity of the injuries due
to regional anaesthesia.
In order to reach that goal, medical treatment has to be applied with the appropriate
care, including the strict adherence to the height of puncture for epidural and spinal
anaesthesia below the Conus medullaris and the use of assisting devices like nerve
stimulator and ultrasound-guided puncture. Using these measures, the frequency of
injuries caused by regional anaesthesia will be reduced.
Schlüsselwörter:
Regionalanästhesie - neurologische Schäden - Tuffiersche Linie - Querschnittslähmung
Keywords:
regional anaesthesia - neurologic injuries - Tuffier's line - paraplegia
Kernaussagen
Eine rückenmarksnahe Anästhesie kann zu schwerwiegenden neurologischen Komplikationen
führen, z. B. einer Querschnittslähmung. Daher muss dem Patienten eine ausreichend
lange Bedenkzeit für seine Entscheidung eingeräumt werden.
Eine Aufklärung über die möglichen Komplikationen einer rückenmarksnahen Regionalanästhesie,
z. B. am Morgen des Operationstages bei einer Anlage einer Katheter-Periduralanästhesie
um die Mittagszeit desselben Tages, ist bei einem Elektiveingriff nicht zeitgerecht
und daher nicht rechtswirksam.
Patienten, die für die postoperative Schmerztherapie einen Periduralkatheter erhalten,
müssen über das erhöhte Sturzrisiko aufgeklärt werden.
Für eine rückenmarksnahe Anästhesie sollte nicht oberhalb L3/4 punktiert werden, da
oberhalb dieser Punktionshöhe das Risiko einer Verletzung des Conus medullaris besteht.
Bei ungewöhnlich lange anhaltenden postpunktionellen Kopfschmerzen muss differenzialdiagnostisch
auch an durch das Liquorunterdrucksyndrom verursachte subdurale Hämatome gedacht werden.
Eine kranielle Computertomografie ist erforderlich, um diese wichtige Differenzialdiagnose
zu bestätigen bzw. auszuschließen.
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Prof. Dr. med. Walter Schaffartzik Prof. Dr. Dr. med. Thomas Hachenberg Jörn Rust Johann Neu
Email: Walter.Schaffartzik@ukb.de
Email: Thomas.Hachenberg@medizin.uni-magdeburg.de
Email: Jörn.Rust@ukb.de
Email: Neu@Schlichtungsstelle.de