Das Konzept des „Motivational Interviewing“ (MI) bzw. der Motivierenden Gesprächsführung
ist seit den 80er Jahren von Miller & Rollnick entwickelt und publiziert worden (1991
Motivational Interviewing – Preparing people to change addictive behavior 1; Motivational
Interviewing – Preparing people for change (2) 2002; dritte Fassung in Vorbereitung).
MI ist ein klientenzentriertes, partiell direktives Beratungs- und Behandlungsverfahren
zur Förderung der intrinsischen Motivation und charakterisiert durch einen spezifischen
Kommunikationsstil („a way of being with the patient“) mit dem Ziel Lösungsansätze
für Ambivalenzkonflikte zu entwickeln. Dieses zunächst in der Suchtbehandlung entwickelte
Verfahren ist in der Arbeit mit Suchtkranken inzwischen national und international
anerkannt und wird zunehmend mit Erfolg auch in anderen Arbeitsfeldern genutzt und
weiterentwickelt (medizinische Basisversorgung, psychosoziale Arbeitsbereiche, Jugendhilfe,
Strafvollzug etc.). MI basiert auf einer empathischen Grundhaltung, dem nichtwertenden
Aufdecken von Widersprüchen und Ambivalenzkonflikten, dem elastischen Aufnehmen von
Widerstand unter strikter Vermeidung jeglichen Argumentierens seitens des Therapeuten
und der Förderung von Zuversicht. Ausgangspunkt dieses Ansatzes ist die These, dass
u.a. – Veränderungen z.B. eines Lebensstils nur mit und durch den betroffenen Patienten,
nicht aber für, ohne oder gar gegen ihn möglich sind, – Störungen und Widerstand gegen
eine angestrebte therapeutische Maßnahme eine Herausforderung an den Therapeuten darstellen
zur bewussten Veränderung seines Vorgehens, – Patienten weder ausschließlich motiviert
noch unmotiviert, sondern von Ambivalenz geprägt sind gegenüber sowohl dem Status
quo als auch Veränderungen ihres Lebensstils. Ziel der Motivierenden Gesprächsführung
ist das Aufdecken und Verstehen dieser Ambivalenzkonflikte mit dem Ziel, den Patienten
zur Wahrnehmung und Akzeptanz seiner Ambivalenzkonflikte zu unterstützen und seine
Änderungsbereitschaft zu fördern, ausgehend von der konkreten Lebenssituation des
Patienten. Die Wirksamkeit von Motivierender Gesprächsführung und auf diesem Ansatz
beruhender Kurzinterventionen in der Behandlung Suchtkranker ist inzwischen in vielen
Studien untersucht und nachgewiesen worden. Im Trainingskurs werden der konzeptionelle
Ansatz, Prinzipien und Strategien der Motivierenden Gesprächsführung vorgestellt.
Möglichkeiten der konkreten Umsetzung sollen diskutiert und in praktischen Übungen
vertieft werden mit dem Ziel, Ansatzpunkte für die Wahrnehmung von Veränderungsmotivation
zu erarbeiten und die Arbeit mit Ambivalenzkonflikten zu verändern im Sinne eines
elastischen Umgehens mit Widerstand.