Suchttherapie 2010; 11 - S4
DOI: 10.1055/s-0030-1270127

Doping, Enhancement, Therapie – Wie lassen sich die verschiendenen Formen der Leistungssteigerung unterscheiden?

C Asmuth 1
  • 1Institut für Philosophie, Literatur-, Wissenschafts- und Technikgeschichte, TU Berlin

Weltweit wird Doping geächtet. Das heißt nicht nur bestraft, sondern moralisch rigoros verurteilt. In der Enhancement-Debatte wird offen und liberal über Vor- und Nachteile medikamentöser Leistungssteigerung nachgedacht. Warum soll man keine Pillen nehmen, wenn sie glücklich, schön und intelligent machen und dabei keine oder vertretbare Nebenwirkungen haben? Und in der Therapie sind leistungssteigernde Wirkungen hochwillkommen, denn sie machen aus Kranken wieder Gesunde. Doping ist geächtet, Enhancement umstritten, Therapie erwünscht. Aber wie reagieren wir, wenn es ein und dieselbe Pille ist, die einmal den Sportler dopt, andererseits den Manager 'enhancet' und schließlich den Kranken therapiert?

Der Vortrag geht der Frage nach, wie Unterschiede in der Beurteilung von leistungssteigernden Praktiken zustande kommen und auf welchem Fundament sie stehen. Dabei wird sich zeigen, dass das Fundament weniger sicher ist, als wir gewöhnlich annehmen. Das liegt an der sehr komplexen Einbindung der Problematik in rechtliche, semi-juridische und ethische Kontexte. Und in vielen Fällen ergeben sich in dieser Diskussion widersprüchliche und vorerst unlösbare Konstellationen, die auch das Bild vom ärztlichen Handeln und das Selbstverständnis des Arztes betreffen. So ist etwa der Sportarzt längst nicht mehr nur Therapeut, sondern vielfach auch Dienstleister in der Sportindustrie. Rollenkonflikte sind vorprogrammiert – nicht nur im Sport.