Laryngorhinootologie 2011; 90(1): 2-3
DOI: 10.1055/s-0030-1268845
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Oropharynxkarzinom – HPV-Status als Prognosefaktor?

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Publikationsdatum:
10. Januar 2011 (online)

 

Patienten mit einem Oropharynxkarzinom, welches durch humane Papillomaviren (HPV) ausgelöst wird, sollen kleineren Untersuchungen zufolge bessere Überlebenschancen haben als Patienten mit HPV-negativen Tumoren. Ob der HPV-Status tatsächlich einen unabhängigen Prognosefaktor darstellt, haben Ang et al. in einer retrospektiven Studie untersucht. N Engl J Med 2010; 363: 24–35

Die Forscher der Universität Texas haben das Sterberisiko von 206 HPV-positiven Patienten mit Oropharynxkarzinom im Stadium III/IV mit dem Sterberisiko von 117 HPV-negativen Tumorpatienten verglichen. Durchgeführt wurde die Untersuchung an einem Kollektiv der RTOG 0129 (RTOG: Radiation-Therapy-Oncology-Group-Studie). Ursprüngliches Ziel dieser Studie war es zu klären, ob eine akzeleriert fraktionierte Radiotherapie einer konventionellen fraktionierten Bestrahlung (bei gleichzeitiger Chemotherapie mit Cisplatin) bei Patienten mit Platten­epithelkarzinom im Kopf-Hals-Bereich überlegen ist.

Primärer Endpunkt der aktuellen Analyse war das Gesamtüberleben. Sekundäre Endpunkte bildeten das progressionsfreie Überleben und das Auftreten von zusätzlichen Primärmalignomen. Die Nachbeobachtungszeit betrug im Schnitt 4,8 Jahre. Die 3-Jahres-Überlebensrate war bei den HPV-positiven Tumorpatienten signifikant höher als bei den HPV-negativen Patienten (82,4 vs. 57,1%). Ähnlich verhielt es sich beim progressionsfreien Überleben. Auch hier gab es nach 3 Jahren deutliche Vorteile für die HPV-positive Gruppe (73,7 vs. 43,4%). Lokoregionale Rezidive traten wesentlich seltener auf (13,6 vs. 35,1%), ebenso Fernmetastasen (8,7 vs. 14,6%; Unterschied nicht signifikant) und primäre Zweittumoren (5,9 vs. 14,6%).

Nach Einrechnung möglicher Einflussfaktoren auf das Überleben, wie Alter, ethnische Zugehörigkeit, Leistungsfähigkeit, Tumorstadium, Nodalstatus und Rauchen (konsumierte Packungsjahre) besaßen HPV-positive Patienten ein 58% geringeres Sterberisiko als HPV-negative Patienten. Die Chance auf ein progressionsfreies Überleben war doppelt so hoch. Rauchen war der zweitwichtigste unabhängige Prognosefaktor für das Gesamt- und das progressionsfreie Überleben. Für jedes zusätzliche Packungsjahr stieg das Sterberisiko um 1%.

Gemäß rekursiver Partitionierungsanalyse ließen sich die Patienten auf der Grundlage von 4 Faktoren – HPV-Status, Zigarettenkonsum in Packungsjahren, Tumor- und Nodalstadium – in Gruppen mit niedrigem (3-Jahresüberleben 93%), intermediärem (3-Jahresüberleben 70,8%) und hohem Sterberisiko (3-Jahresüberleben 46,2%) einteilen.

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