Frage: Individuell (nach der medizinischen Trainingslehre) dosiertes Training und Sport(therapien)
haben – ob ihres aktivierenden und nachhaltigen Einflusses – in der Rehabilitation
von Patienten mit onkologischen Patienten einen ganz besonders hohen Stellenwert.
Einzelfälle von (Profi-)Weltklassesportlern, die trotz ihrer Krebserkrankung erfolgreiche
Comebacks geschafft haben, sind aus den Medien bekannt.
Für den beratenden Arzt stellt sich hin und wieder die Frage, ob auch Hobbysportlern,
die an Krebs erkrankt sind und dennoch wieder sportliche Spitzenleistungen anstreben,
zu- oder eher abzuraten ist.
Methode: Exemplarische Falldarstellung.
Ergebnis: Herr W., einen an sich sehr sportlichen und gesundheitsbewussten Menschen traf die
Diagnose im September 2003 wie ein harter Schlag: Prostatakarzinom! Am 29. September
2003 absolvierte er nach dieser Diagnose dennoch noch den Wachau-Marathon, auf den
er sich vorbereitet hatte.
Danach erfolgte die volle Konzentration auf die lebensbedrohende Krebserkrankung.
Am 21. Oktober 2003 erfolgte die Operation (Radikale retropubische Prostatektomie
und pelvine Lymphadenektomie beidseits bei multizentrischem Prostatakarzinom pT4,
pN1, pMx). Ab Dezember 2003 wurde dann eine Hormondeprivation mit Zoladex durchgeführt.
Ab Februar 2004 wurde eine CT-, MRT-gestützte 3-D-geplante Radiatio im Bereich des
kleinen Beckens bis zu einer Gesamtdosis von 50,4Gy bei einer Einzeldosis von 1,8Gy
durchgeführt.
Schon am Ende der Radiatio erfolgten wiederum die ersten sportmedizinischen Untersuchungen,
worauf im Oktober 2004 bereits wieder ein Halbmarathon in Velden durchgeführt wurde,
auf den diverse weitere Halbmarathons und Marathons folgten.
Nach einem Laufseminar im Sommer 2005 dann die Entscheidung: Ironman! Herr W. entschied
sich, die Teilnahme an Ironman Austria 2007 (Triathlon) anzustreben und sich entsprechend
systematisch vorzubereiten. Es folgten diverse Checks sowie ein individuell abgestimmtes,
zyklisch geplantes und systematisch gesteigertes, sowie auf die Disziplinen abgestimmtes
Training. Beim Ironman Austria sind bei Sommertemperaturen wie bei jedem Triathlon
sozusagen „am Stück“ zunächst eine Strecke von 3,8 Kilometern (in der Gruppe im Wörthersee)
zu schwimmen, hierauf dann 180 Kilometer mit dem Rad zurückzulegen. Zum Abschluss
ist dann noch ein Marathon (42,195 Kilometer) zu laufen. Herr W. bewältigte diese
enormen körperlichen Anstrengungen in 14 Stunden 35 Minuten und 35 Sekunden – eine
auch für die meisten Gesunden (Nicht-Triathleten) praktisch nicht nachvollziehbare
körperliche Spitzenleistung.
Diskussion: Prinzipiell sind sportliche Spitzenleistungen nicht als primäres Ziel in der Rehabilitation
onkologischer Patienten anzustreben. Dennoch zeigt diese Falldarstellung sehr gut,
dass Krebspatienten – besonders jene, die schon vor ihrer Erkrankung sportlich sehr
aktiv waren – in manchen Fällen Spitzenleistungen erbringen wollen und dazu durchaus
in der Lage sein können. Wichtig ist in jedem Fall eine professionelle und (einschlägig
fachärztliche) medizinisch supervidierte Betreuung dieser Patienten.